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Weltenwandler zwischen Ost und West

Neue Ausstellung spürt am Beispiel des russischen Schriftstellers Ivan Turgenev dem Verhältnis zwischen Russland und Europa nach – und will mehr Muße im Museum

Freiburg, 21.09.2018

Weltenwandler zwischen Ost und West

Foto: Stadtmuseum Baden-Baden

Das russisch-europäische Verhältnis war nicht nur im 19. Jahrhundert und damit zu Lebzeiten des Schriftstellers Ivan Turgenev angespannt. Trotz vermeintlich unüberwindbarer Differenzen zwischen Ost und West lebte und arbeitete er zeitweise in Europa und war wohl der bedeutendste Kulturbotschafter seines Landes. Baden-Baden war dabei Turgenevs wichtigste deutsche Wirkungsstätte. Anlässlich seines Geburtstags ehrt die Stadt das Leben und Schaffen des Autors mit der Ausstellung „Russland in Europa – Europa in Russland. 200 Jahre Ivan Turgenev“. Vom 22. September 2018 bis zum 3. März 2019 können Besucherinnen und Besucher anhand unterschiedlicher Themen das Leben des russischen Realisten nachvollziehen und sich dabei auch der Aktualität dieses Autors bewusst werden. Neben Leseecken und Hörangeboten sorgen Filme und interaktive digitale Installationen für mediale Vielfalt.

Die Ausstellung im Stadtmuseum Baden-Baden ist zugleich ein Projekt des Sonderforschungsbereichs (SFB) „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken“ der Albert-Ludwigs-Universität. „Wir wollen die Besucher dazu einladen, sich mit zentralen Fragen des kulturellen, politischen und gesellschaftlichen Verhältnisses zwischen Russland und Europa zu beschäftigen und individuelle Antworten zu finden“, sagt die Freiburger Slavistikprofessorin und SFB-Sprecherin Elisabeth Cheauré. „Was verbindet Russland und den Westen, welche Unterschiede zeigen sich zwischen den Kulturen, und wo finden Verschmelzungen statt? Und dabei bleiben wir nicht in der Vergangenheit stehen: Die einzelnen Themen und Fragestellungen werden jeweils bis in die Gegenwart gezogen.“ Gemeinsam mit dem Literaturmuseum, der Stadtbibliothek und dem Stadtmuseum Baden-Baden werden auch neue Präsentationsformen erprobt, die vor allem ein mußevolles Erleben im Museum fördern. „Das ist nicht nur interessant für Literaturausstellungen, sondern auch im Hinblick auf Themen, die hochbrisante und auf den ersten Blick gar nicht ‚mußevolle‘ Inhalte transportieren“, sagt Sigrid Münch, Leiterin der Stadtbibliothek und des Literaturmuseums Baden-Baden.

Das Konzept der Ausstellung will die Besucher zur Reflexion anregen und nach Parallelen zu heutigen politisch-kulturellen Entwicklungen in Europa und Russland fragen. Ähnlich dem Aufbau eines Buchs ist jeder Ausstellungsraum als ein eigenes Kapitel mit einem bis heute aktuellen Thema zu verstehen. Die Stationen umfassen zum Beispiel gesellschaftliche Spannungen in Russland, die Diskussionen um den spezifischen „russischen Weg“, Netzwerke zwischen Ost und West sowie Kommunikationsformen des analogen Zeitalters. Baden-Baden als „kulturelles Treibhaus“ wird ebenso thematisiert wie die Rolle, die andere Künstlerinnen und Künstler im Leben und der Literatur Turgenevs spielten. Der in jeder Hinsicht spannenden Liebesbeziehung Turgenevs zur verheirateten Sängerin und Komponistin Pauline Viardot ist ein eigener Raum gewidmet.

Die Freiburger Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickelten für die Ausstellung ein innovatives Konzept und übertrugen Erkenntnisse aus der Muße-Forschung auf die Gestaltung. In jedem Ausstellungsraum haben die Besucher die Möglichkeit zum Verweilen, sei es beim Schmökern in Büchern, beim Betrachten der eigens für die Ausstellung produzierten Kurzfilme oder bei digitalen Stationen. Vieles soll angefasst und benutzt werden, manches kann gehört oder gerochen werden. Dadurch soll eine intensive museale Erfahrung ermöglicht werden, die durch ein reich bebildertes Begleitbuch vertieft werden kann. Die Ausstellung ist zugleich Pionierprojekt und Experimentierfeld für ein weiteres Vorhaben des Sonderforschungsbereichs: Ende 2020 soll in der Baden-Badener Stadtbibliothek das „Mußeum – Museum der Muße und Literatur“ entstehen.

 

Sonderforschungsbereich „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken

Informationen zur Ausstellung

Stadtmuseum Baden-Baden

 

Kontakt:
Prof. Dr. Elisabeth Cheauré
Slavisches Seminar
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-8320
E-Mail: elisabeth.cheaure@slavistik.uni-freiburg.de

Sigrid Münch
Stadtbibliothek Baden-Baden
Tel.: 07221/93-2250
E-Mail: sigrid.muench@baden-baden.de

Heike Kronenwett
Stadtmuseum Baden-Baden
Tel.: 07221793-22 70
E-Mail: