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Warum Elterngespräche sinnvoll sind

Studienberaterin Ute Benninghofen erklärt, welche Hilfe Schüler bei der Wahl des Studienfaches brauchen

Freiburg, 04.10.2017

Warum Elterngespräche sinnvoll sind

Foto: Baschi Bender

Es ist eine der ersten großen Entscheidungen, die ein junger Mensch treffen muss: die Wahl des Studienfachs. Immer mehr Eltern fragen sich, ob und wie sie Sohn oder Tochter dabei unterstützen können. Um solche Unsicherheiten im Übergang von der Schule zur Hochschule aufzugreifen, lädt die Zentrale Studienberatung unter dem Motto „Elterngespräche – Studienberatung im Dialog“ einmal jährlich zu einem Informationsabend an die Universität Freiburg. Sonja Seidel hat sich mit Ute Benninghofen, Studienberaterin im Service Center Studium und Organisatorin der Vortrags- und Gesprächsabende, über das Angebot unterhalten.


Helikoptereltern sind eine Minderheit, berichtet Studienberaterin Ute Benninghofen (links) –die meisten Eltern, die zu ihr kommen, nimmt sie als Begleitung im positiven Sinn wahr. Foto: Baschi Bender

Frau Benninghofen, warum gibt es die Elterngespräche?

Ute Benninghofen: In den vergangenen Jahren hat der Anteil der Eltern zugenommen, die ihre Kinder bei der Studienwahl unterstützen möchten – die Informationsabende sind eine Reaktion darauf. Mein Austausch mit Studienberaterinnen und Studienberatern anderer Hochschulen hat gezeigt, dass dies kein Freiburger Phänomen ist, sondern etwas, das viele beobachten. Natürlich habe ich mich als Beraterin gefragt, ob solch ein Angebot legitim ist. Die Befürchtung, dass wir uns damit die so genannten Helikoptereltern an die Universität holen, kann ich nach meinen bisherigen Erfahrungen aber nicht bestätigen.

Wer kommt stattdessen?

Zunächst einmal: Die in der öffentlichen Diskussion so häufig beschworenen Helikoptereltern gab es tatsächlich schon immer, auch vor der Etablierung eines Begriffs, der durch die Medien hochgespielt wurde, und sie waren und sind damals wie heute eine kleine Minderheit. Per Definition sind sie überinvolviert, beschränken ihre Kinder in ihrer Autonomie und setzen externe Schuldzuweisungen ein, wenn etwas bei den Kindern nicht klappt. Und das bedeutet ganz klar: Nicht alle interessierten Eltern sind Helikoptereltern. Ich nehme diejenigen, die zu mir kommen, stattdessen als Begleitung im positiven Sinne des Wortes wahr und habe nicht das Gefühl, dass sie ihre Kinder unselbstständig machen. Vielmehr werden sie von ihren Töchtern und Söhnen häufig als wichtige Gesprächspartnerinnen und Gesprächspartner bei den anstehenden Veränderungen im Leben und – in meinem speziellen Beratungskontext – eben auch bei der Wahl des Studienfachs gesehen. Ein Eindruck, der im Übrigen auch durch begleitende Evaluierungen und Feedbackbögen bestätigt wird.

Welche Fragen stellen die Eltern?

Wenn sie in die Einzelberatung mitkommen, wollen sie sich in der Regel nicht aktiv am Beratungsgespräch beteiligen, sondern eher mithören. Wenn überhaupt, kommen Informations- beziehungsweise Verständnisfragen: Was hat es mit Bachelor, Master und den Credit Points auf sich und wie lange dauert ein Studium heutzutage? Wie sieht es mit der Finanzierung aus? Welche Stipendien gibt es? Wie und wo kann man sich über Studiengänge informieren?

Brauchen Jugendliche mehr Unterstützung als früher?

Ich denke schon, und das hat zwei Gründe: Seit der Bologna-Reform haben sich die Studienmöglichkeiten extrem spezifiziert. So führt der Hochschul-Kompass, eine von der Hochschulrektorenkonferenz unterstützte Datenbank, an die 20.000 Studienmöglichkeiten. Der Weg durch den „Info-Dschungel“ erscheint da unglaublich verwirrend. Außerdem sind die Studieninteressierten durch das achtjährige Gymnasium heute jünger. Im Alter zwischen 16 und 19 bedeutet ein Jahr im Hinblick auf den Reifegrad eines Heranwachsenden sehr viel, der Wunsch nach Unterstützung ist dementsprechend größer. Nicht umsonst versuchen die beiden Impulsvorträge der Elterngespräche, diesen beiden Bedürfnissen, dem Wunsch nach Information und Unterstützung, Rechnung zu tragen.

Wie kann diese Unterstützung aussehen?

Eine zentrale Botschaft an Eltern ist, dass die Studienorientierung immer auch ein individueller Prozess ist und dass Eltern auf einem Teil dieses Wegs gute Begleiterinnen und Begleiter sein können. Das bedeutet auch: Lasst eurem Kind die Zeit, die es braucht, das ist in Ordnung. Und auch ein Jahr Auszeit nach dem Abitur bringt keine Karriere zum Scheitern. Eine gute Form von Unterstützung ist es sicherlich, wenn Eltern gesprächsbereit sind und wenn die Jugendlichen offen über ihre Studienideen sprechen können. Es hilft, wenn Eltern darüber reden, welche Stärken sie bei Sohn oder Tochter sehen und sie vielleicht auch über Möglichkeiten informieren, die bei der Orientierung und Entscheidung helfen können. Es geht für die Eltern also darum, Gesprächspartner auf Augenhöhe zu sein und dabei die Kinder zur Eigeninitiative zu animieren. Nach der Entscheidung ist dann aber auch Schluss: Studieren die Kinder, müssen Eltern loslassen.

 

Elterngespräche

Die nächsten Elterngespräche finden am 9. Oktober 2017 ab 19:30 Uhr im Kollegiengebäude I, Hörsaal 1015, Platz der Universität 3, 79098 Freiburg, statt. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Die Themen des Vortragsabends sind:

„Viele Wege – ein Ziel?! Orientierung und Entscheidung – wie Eltern bei der Studienwahl unterstützen können“

„Bachelor, Master, Credit Points und Module – wie sieht ein Studium heute aus?“

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