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Im Falle eines Feuers

Osama Makansi hat Flüchtlinge in Sachen Brandschutz trainiert und zwei Preise dafür gewonnen

Freiburg, 20.09.2018

Im Falle eines Feuers

Foto: Jürgen Gocke

Was tun, wenn es brennt? Osama Makansi  hat ein Brandschutzprogramm entwickelt, mit dem er Flüchtlinge in Unterkünften über das richtige Verhalten im Falle eines Feuers informierte. Eigentlich promoviert der 28-jährige Informatiker an der Universität Freiburg zur Frage, wie selbstfahrende Systeme, zum Beispiel Autos, von Bildern lernen können. Doch sein Engagement bei der Freiwilligen Feuerwehr Denzlingen hat ihn auf die Idee gebracht, sich auch zum Feuerwehrmann ausbilden zu lassen.

Osama Makansi engagiert sich bei der freiwilligen Feuerwehr und plant bereits seine Ausbildung zum Feuerwehrmann. Foto: Jürgen Gocke

Alles begann mit einem Zufall. Osama Makansi wollte einem Freund und Landsmann helfen. Der Syrer hatte im Rahmen eines Stipendienprogramms versehentlich Zusagen von zwei Universitäten für ein Studium der Anglistik bekommen – eine aus Erlangen und eine aus Freiburg. Zweieinhalb Jahre ist das jetzt her. Also beschlossen die beiden jungen Männer, mit Wolfgang Hochbruck, Professor am Englischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität, über die Situation zu sprechen. Schließlich kann sich kein Mensch teilen. Die Angelegenheit des Freundes war schnell geklärt. Man saß noch beisammen, unterhielt sich und sprach auch über die vielen Flüchtlinge, die in den Wochen zuvor die Grenze nach Deutschland passiert hatten. Und über ein Brandschutzprogramm, an dem der Englischprofessor, seit vielen Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Denzlingen aktiv, gerade arbeitete. Heute sind der Literaturwissenschaftler Hochbruck und der Informatiker Makansi ein Team. Der Doktorand hat für sein soziales Engagement zwei Auszeichnungen erhalten: 2018 den Preis des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) für internationale Studierende und 2017 den Freiburger Alumni-Preis für soziales Engagement.

Osama Makansi ist ein Flüchtling und auch wieder nicht. Er kommt aus Syrien; seine Heimatstadt Aleppo verließ der heute 28-jährige Informatiker schon 2012: Er ging in die Türkei, um nicht zum Militär zu müssen. Seine Familie blieb zurück. Die Firma, für die er in der Türkei knapp drei Jahre lang arbeitete, lieferte die Technik für Apparaturen zur Passkontrolle – Maschinen, die mithilfe eines Bildverarbeitungsprogramms erkennen, welcher Pass gültig ist und welcher nicht. Die Frage, wie sich die Auflösung von Videos verbessern lässt, machte Makansi schließlich auch zum Thema seiner Arbeit. Er habe schon in Syrien gemerkt, dass er unbedingt in die Wissenschaft wolle, erzählt der junge Mann. Seine Hände reden mit, unterstreichen seine Formulierungen. Also bewarb sich Makansi von der Türkei aus beim DAAD für das Stipendienprogramm „Leadership for Syria“ – und wurde genommen. 2015 kam er nach Freiburg und absolvierte seine Masterprüfung mit der Note „sehr gut“. Seit drei Monaten schreibt er jetzt an seiner Doktorarbeit. Auch darin geht es um Bildverarbeitung und die Frage, wie selbstfahrende Systeme, zum Beispiel Autos, von Bildern lernen können.

Im Einsatz in Denzlingen

Und die Begegnung mit Wolfgang Hochbruck? Da sei schnell mehr daraus geworden, sagt Makansi. Hochbrucks Idee habe er sofort spannend gefunden: „Die Notwendigkeit, den in Massenunterkünften untergebrachten Flüchtlingen zu erklären, wie Brände vermieden werden können und was im Falle eines Feuers getan werden muss, etwa die richtige Notrufnummer zu wählen oder den Feuerlöscher sachgerecht zu entsichern und zu benutzen. All so was.“ Zusammen entwickelten die beiden Männer ein Brandschutzerziehungsprogramm und tourten damit durch einige im Landkreis Emmendingen gelegene Flüchtlingsunterkünfte. Makansi übersetzte dabei nicht nur ins Arabische, sondern erklärte immer auch, was in Deutschland anders ist als zum Beispiel in Syrien. Es gebe da schon Unterschiede: „In Syrien kommt die Feuerwehr nicht immer, wenn man sie ruft. Hier schon.“ Natürlich mussten die Flüchtlinge während des Trainings auch selber ran. Viele hätten das super gefunden, erzählt Makansi. „Einige wollten danach auch gleich bei der Feuerwehr einsteigen.“

Osama Makansi, der zusammen mit seiner Frau in Freiburg-Weingarten wohnt, ist selbst längst der Freiwilligen Feuerwehr Denzlingen beigetreten. Er findet es wichtig, mit anzupacken, und plant bereits seine Ausbildung zum Feuerwehrmann. Und seinen Umzug nach Denzlingen. „Ich will anderen Menschen helfen“, sagt er. Und ganz plötzlich schwenkt das Gespräch zum weit entfernten Syrien, und er erzählt von den Weißhelmen, die dort Menschen aus zerbombten Häusern ziehen und Verletzte nach Angriffen erstversorgen. Das beeindrucke ihn. Und wenn er dort schon nicht helfen könne, engagiere er sich eben hier. Vielleicht kehre er irgendwann auch wieder zurück. „Aber nur in ein Syrien nach dem Krieg.“

Stephanie Streif