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Keramik von Kreta

Drei Gefäße aus der Bronzezeit enthielten Kostbares und Gebräuchliches antiker griechischer Kulturen

Freiburg, 20.04.2018

Keramik von Kreta

Foto: Patrick Seeger

Immer mal wieder finden Objekte aus vergangenen Zeiten in Form eines Geschenks den Weg in die Archäologische Sammlung der Universität Freiburg. Nicht selten handelt es sich um wertvolle Stücke. Eine Serie stellt die schönsten und ungewöhnlichsten Neuzugänge vor. Diesmal: drei Gefäße aus der Bronzezeit.

Wertvoll und alltäglich: Das Marmorgefäß (Mitte) könnte für die Herstellung von kostbaren Stoffen wie Parfüm genutzt worden sein – die anderen beiden Behältnisse lassen sich der Gebrauchskeramik zuordnen.
Foto: Patrick Seeger

Bronzezeitlich sind sie alle drei, doch wie alt die Gefäße tatsächlich sind, lässt sich nur schwer bestimmen. Dr. Jens-Arne Dickmann, Kurator der Archäologischen Sammlung, datiert sie auf das 2. Jahrtausend vor Christus, allerdings in weit voneinander entfernte Epochen. Auf Kreta gefunden, zeugen die drei Stücke von der minoischen und mykenischen Kultur. Nach einem Urlaub auf der griechischen Insel brachte Gisela Fuchs-Poppen die Stücke 1966 mit nach Freiburg – sie hatte sie in der Stadt Heraklion im Kunsthandel erworben. Im Jahr 2000 übergab Fuchs-Poppen die drei Gefäße der Archäologischen Sammlung als Leihgaben. 2016, nach dem Tod der Mutter, hat Dietrich Fuchs die Funde schließlich der Sammlung geschenkt.

Als wohl ältestes der drei Stücke bestimmt Dickmann ein Marmorgefäß von ungewöhnlicher, eckiger Form, entstanden vermutlich um 2000 vor Christus. Um ein Öllämpchen handelt es sich dabei wahrscheinlich nicht, denn die Öffnung und die Tülle sind für einen Docht zu eng. Außerdem hätte der Marmor in diesem Fall Schaden genommen, erklärt der Kurator.

Der an den Seiten hochgebogene Rand dürfte dagegen die Handhabung erleichtert und ein Schwenken und Ausgießen des Inhalts vereinfacht haben. Jemand hat das Gefäß damals also am ehesten für den Umgang mit Flüssigkeiten hergestellt. Sein kleines Volumen lässt an Kostbares denken: Vielleicht diente es als Mörser zum Zerreiben von Duftstoffen wie Blütenblättern und Samen und deren Versatz mit Öl – also zur Herstellung von Parfüm.

Bodenständiges Handwerk

Die zwei anderen Objekte sind aus Ton. „Beide haben keinen Dekor und sind nicht auf der Scheibe gedreht, sondern aufgebaut, wie sich schon an augenfälligen Unregelmäßigkeiten erkennen lässt. Es handelt sich um eine recht bodenständige Produktion“, sagt Dickmann. „Sie lassen sich als bronzezeitliche Gebrauchskeramik ohne höheren Kunstwert klassifizieren. Möglicherweise waren die Gefäße Grabbeigaben. Dafür würde beispielsweise der Unversehrtheitsgrad sprechen.“

Welche Funktion erfüllen die Objekte in der Sammlung? „Alle drei eignen sich dafür, ausgestellt zu werden – schon allein deshalb, weil die Sammlung nur eine geringe Anzahl von Gegenständen bronzezeitlicher Kulturen besitzt. Sie schließen sozusagen eine Lücke“, erklärt der Kurator. „Das Marmorgefäß ist es per se wert, ausgestellt zu werden – die beiden Tongefäße deshalb, weil sie dazu beitragen können, das ganze Spektrum der Keramik abzubilden.“ Mit ihnen lasse sich veranschaulichen, dass sich Archäologinnen und Archäologen eben nicht nur mit hochkarätiger und schön bemalter Keramik beschäftigen.

 

Hans-Dieter Fronz

 

Archäologische Sammlung der Universität Freiburg