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Auf hoher See

Annelies de Jonghe erklärt, warum viele Redewendungen im Niederländischen aus der Seefahrt stammen

Freiburg, 15.05.2018

Auf hoher See

Foto: Klaus Polkowski

Europa, Karibik, Südamerika: Die Expansion der Niederlande als Handels- und Kolonialmacht führte im 17. Jahrhundert zu einer Verbreitung der Landessprache weit über Europa hinaus. Heutzutage ist Niederländisch die Amtssprache von sechs Ländern: den Niederlanden, Flandern, St. Maarten, Curaçao, Aruba und Suriname. Zudem kommt die niederländische Tochtersprache Afrikaans in Südafrika und Namibia vor. In einer Serie über selten belegte Weltsprachen hat sich Christine Hohlbaum mit der Dozentin Annelies de Jonghe über die Vorteile und mögliche Missverständnisse der Sprache unterhalten.


2003 fing Annelies de Jonghe als Lektorin an der Universität Freiburg an. 1984 kam die Brüsselerin zum ersten Mal für eine Fortbildung nach Freiburg und versprach sich, irgendwann nach Freiburg zurückzukehren. 1991 hat de Jonghe das Versprechen eingelöst. Foto: Klaus Polkowski

 Frau de Jonghe, warum zählt Niederländisch zu den selten gelernten Sprachen?

Annelies de Jonghe: Weltweit studieren aktuell etwa 400.000 Menschen in 40 Ländern Niederländisch. In Münster zum Beispiel gibt es deutschlandweit den größten Lehrstuhl mit 400 Studierenden. In Süddeutschland hingegen wird Niederländisch nicht so oft belegt wie in Norddeutschland. Freiburg liegt zu weit weg vom niederländischen Sprachgebiet. Viele lernen die Sprache allerdings auf eigene Faust, bis sie merken, dass die Verwandtschaft zum Deutschen doch geringer ist als zuerst gedacht.

Welche Gründe gibt es, Niederländisch zu lernen?

Es gibt so viele Gründe! Zum einen beobachte ich immer wieder, dass die Liebe viele Studierende dazu bewegt, die Sprache schnellstmöglich zu lernen. Zum anderen gewinnt man mit Niederländisch nicht nur eine Sprache, sondern auch Zugang zu mehreren Ländern weltweit. Es erleichtert außerdem das Studium in Geschichte und Kunstgeschichte, da viele historische Quellen auf Niederländisch verfasst sind.

Welchen Ausdruck sollte jede und jeder kennen?

Man sollte auf jeden Fall die Redewendung „’t Komt goed!“ lernen. Es bedeutet „Wir schaffen das!“ Der Spruch zeigt die positive Mentalität der Niederländerinnen und Niederländer und weist auf die Geschichte der Seefahrer hin. Auch wenn die großen Wellen kommen, glaubt man fest daran, dass alles gut wird.

Was ist Ihr Lieblingswort?

Ich habe zwei Lieblingswörter: „grappig“ (lustig) und „fiets“ (Fahrrad). Wenn ich an die Niederlande und Flandern denke, kommen mir diese Begriffe sofort in den Sinn.

Vor welchem „false friend“ müssen sich die Leute im Niederländischen hüten?

Es wimmelt regelrecht vor falschen Freunden im Niederländischen. Deutsch Sprechende denken oft, dass sie die Sprache ohne Weiteres verstehen. Jedoch kommen immer wieder Missverständnisse vor. Das niederländische Wort „doof“ ist ein klassisches Beispiel und bedeutet „taub“, nicht „dumm“. Ich spreche schon so lange Deutsch, dass selbst ich das Wort nur mit einem Schmunzeln in den Mund nehmen kann.

Welchen Ausdruck, den es in Ihrer Sprache gibt, vermissen Sie im Deutschen?

Niederländisch ist extrem idiomatisch und verwendet vieles aus der Seefahrt. „Een oogje in heit zeil houden“ (wortwörtlich: „ein Auge auf das Segel halten“) ist eine spezifisch niederländische Redewendung. Es bedeutet, „auf etwas aufpassen“. Zum Beispiel, wenn man den Sitznachbarn im Zug bittet, kurz auf das Gepäck aufzupassen.

Mit welchem niederländischen Wort lässt sich am besten die Universität Freiburg umschreiben, und was bedeutet es?

Um bei dem maritimen Thema zu bleiben: „tjalk“. Es ist ein in den Niederlanden gebautes Frachtschiff, welches im 17. Jahrhundert nach Deutschland exportiert worden ist. Mit viel Inhalt, einer robusten Infrastruktur und einer tollen Crew bringt die Universität die Studierenden – wie ein geladenes Frachtschiff – ins sichere Fahrwasser. 

Sprachlehrinstitut

Das Sprachlehrinstitut (SLI) der Universität Freiburg bietet mehr als 20 Sprachen an. Die Kurse stehen allen Studierenden, Bediensteten und Gästen der Universität sowie der interessierten Öffentlichkeit offen.

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