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Otokar-Fischer-Preis für Tilman Kasten

Freiburger Literatur- und Kulturwissenschaftler erhält erstmals vergebene Auszeichnung für bohemistische Forschung

Freiburg, 11.07.2017

Otokar-Fischer-Preis für Tilman Kasten

Tilman Kasten. Foto: Ondřej Staněk

Das Institut für Literaturforschung, eine unabhängige Initiative tschechischer Literaturwissenschaftlerinnen und -wissenschaftler, hat erstmals den Otokar-Fischer-Preis verliehen. Preisträger ist der Freiburger Literatur- und Kulturwissenschaftler Dr. Tilman Kasten für seine 2014 vorgelegte Dissertation „Historismuskritik versus Heilsgeschichte – Die Wallenstein-Romane von Alfred Döblin und Jaroslav Durych". Ziel der Auszeichnung ist es, die bedeutendsten deutschsprachigen und in Deutschland erschienenen Facharbeiten auf dem Gebiet bohemistischer Forschung – also zu tschechischer Literatur, Sprache, Musik, bildender Kunst, Theater, Film, Architektur, Kultur und Kulturgeschichte – sichtbar zu machen und den Dialog zwischen der tschechischen und der deutschen Bohemistik zu stärken.

Viele literarische Texte behandeln das Leben des böhmischen Adeligen und Feldherrn Albrecht von Wallenstein (1583–1634). Zwei davon beleuchtet Tilman Kasten in seiner Dissertation: Alfred Döblins „Wallenstein" aus dem Jahr 1920 sowie Jaroslav Durychs 1929 publiziertes „Bloudění", auf Deutsch unter dem Titel „Friedland" veröffentlicht. Beide Titel wurden kurz nach ihrem Erscheinen in die jeweils andere Sprache übersetzt und in Deutschland und der Tschechoslowakei in Beziehung zueinander rezipiert. In ihrer Behandlung der Figur des Wallenstein sind beide Werke Ausdruck einer radikalen Absage an konventionelles historisches Erzählen. Während Durychs Text eine Auseinandersetzung mit dem nationalen kulturellen Gedächtnis darstellt, betreibt Döblin eine radikale Dekontextualisierung. Durych bearbeitet den Stoff außerdem mit einer Betonung des Heilsgedankens. „Die Dissertation zeigt, dass beide Bücher nicht nur Ausdruck einer parallelen, wenn auch verschiedenen Entwicklung des Literaturgenres des historischen Romans in der tschechischen und deutschen Literatur sind, sondern zugleich lässt sich an ihnen sehr fruchtbar die Rezeption im Rahmen des deutsch-tschechischen Literaturtransfers nachverfolgen", so das Institut für Literaturforschung.

Tilman Kasten hat Neuere deutsche Literaturgeschichte, Westslavische Philologie sowie Europäische Ethnologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg studiert und wurde dort 2014 promoviert. Von 2013 bis 2017 war er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Volkskunde der Deutschen des östlichen Europa Geschäftsführer der Kommission für deutsche und osteuropäische Volkskunde sowie Mitherausgeber des Jahrbuchs der Kommission. Seit April 2017 ist er wissenschaftlicher Koordinator des Sonderforschungsbereichs 1015 „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken" an der Universität Freiburg.

Weitere Informationen

Kontakt:
Dr. Tilman Kasten
Projektmanager
Sonderforschungsbereich „Muße. Grenzen, Raumzeitlichkeit, Praktiken"
Tel.: 0761/203-67707
E-Mail: