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Universität veröffentlicht wissenschaftliches Gutachten zum Thema Doping beim Team Telekom/T-Mobile

Freiburg, 31.08.2016

 Universität veröffentlicht wissenschaftliches Gutachten zum Thema Doping beim Team Telekom/T-Mobile

Foto: Peter Mesenholl

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg veröffentlicht nun das vierte Gutachten zu Sportmedizin und Doping in Freiburg. Autor des Gutachtens „Doping beim Team Telekom/T-Mobile: Wissenschaftliches Gutachten zu systematischen Manipulationen im Profiradsport mit Unterstützung Freiburger Sportmediziner“, das die Ergebnisse des Abschlussberichts der Expertenkommission des Universitätsklinikums Freiburg aufgreift, ist Dr. Andreas Singler, ehemaliges Mitglied der „Evaluierungskommission Freiburger Sportmedizin“.

Die Universität hat auch dieses Gutachten im Internet veröffentlicht:www.uni-freiburg.de/universitaet/einzelgutachten. „Wir haben zugesagt, die Vergangenheit der Freiburger Sportmedizin aufzuklären und offen zu legen. Die Universität wird diesen Weg durch die Veröffentlichung aller Gutachten konsequent weiter fortsetzen“, betont Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer.

Andreas Singler beschäftigt sich in dem Gutachten zunächst mit der Rolle der Sponsoren, der Telekom AG beziehungsweise T-Mobile International. Haben sie von den Dopingaktivitäten gewusst und Doping unterstützt oder vielleicht sogar in Auftrag gegeben? Manches spreche laut Singler dafür, dass Doping zum Gründungsauftrag des Ende 1991 neu zusammengestellten Teams Telekom gehörte. Und vieles deute darauf hin, dass das Unternehmen vom Doping der Fahrer wusste. Beweisbar sei, dass schon 2006 Kenntnisse um mögliches Erpressungspotenzial im Zusammenhang mit der sportmedizinischen Betreuung bei T-Mobile vorhanden waren.

Singler widerspricht in seinem Gutachten der These, wonach nur zwei Einzeltäter, die Freiburger Sportärzte Dr. Andreas Schmid und Dr. Lothar Heinrich, an Dopingmaßnahmen beteiligt gewesen sein sollen. Zum einen seien zwei weitere Klinikumsärzte in Dopingmaßnahmen eingebunden gewesen. Bei einem dieser Ärzte sei die Bestellung von Hämatokritrotoren beweisbar, die für die Bestimmung von dopingverdächtigen Blutwerten und zur Umgehung von damals noch verhängten Gesundheitssperren benötigt wurden. Zum anderen verweist Singler auf Schnittstellen zwischen den am Doping Beteiligten auf der einen Seite und persönlich unbelasteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Klinikum auf der anderen. Hier hätten Gegenmaßnahmen ergriffen werden können, wenn strukturelle Mindestvoraussetzungen für Whistleblower vorhanden gewesen wären. Doch seit den 1970er Jahren sei Prof. Joseph Keul als Abteilungsleiter und Lehrstuhlinhaber maßgeblich für die Etablierung einer Organisationskultur verantwortlich gewesen, die im Bereich der hochleistungssportlich engagierten Sportmedizin von Werten geprägt war, die bei einzelnen Ärzten in der Hochleistungssportbetreuung dopingbegünstigend wirken konnten. Davon sei auch die Wissenschaftskultur in der Abteilung betroffen gewesen, in der teils pseudowissenschaftlich physiologische Normwerte etabliert wurden, die in Wahrheit auf Doping beruht hätten.

Zum anderen würden sich strukturelle Linien aufzeigen lassen, die von den dopenden Ärzten Schmid und Heinrich zurückführten über das Anabolikadoping Georg Hubers in den 1980er Jahren bis hin zu Prof. Armin Klümper, der bereits in den 1960er Jahren Sportler gedopt habe. Daraus folgert er Grundzüge einer Freiburger Schule des Dopings, die sich nicht mit dem Wirken zweier Ärzte alleine erklären lassen.

Im Zuge der rechtlichen Prüfung des Gutachtens hat die Staatsanwaltschaft Freiburg entschieden, in einem Zitat aus Ermittlungsakten einer Namensnennung nicht zuzustimmen. Der Autor hat gegen diese Entscheidung Beschwerde eingelegt. Sofern diese Beschwerde erfolgreich ist, wird die Universität auf ihrer Webseite eine veränderte Fassung des Gutachtens mit besagter Namensnennung veröffentlichen.
 

Webseite mit der Liste aller Gutachten, den veröffentlichten Gutachten und Beiträgen des Symposiums




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