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Kluge Vierbeiner

Die Neuropsychologin Ulrike Halsband untersucht die Intelligenz und das Sozialverhalten von Hunden

Freiburg, 23.10.2014

Können Hunde grinsen? Verstehen sie mehrere Sprachen? Eignen sie sich, um Stress am Arbeitsplatz zu reduzieren? Zeigen sie Einfühlungsvermögen und empathisches Verhalten? Die Freiburger Neuropsychologin Prof. Dr. Ulrike Halsband beschreibt in ihrem neu erschienenen Buch über Gehirn, Intelligenz und soziales Verhalten von Hunden (Canis lupus familiaris) ihre Verhaltensbeobachtungen und Experimente, die sie in eine Fülle aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu Herkunft, Genetik, Anatomie, Hirnfunktion, Spracherwerb und Persönlichkeitsstrukturen einbettet.

„Was den Hund einmalig macht, ist seine Beziehung zum Menschen und seine Fähigkeit, dessen Mimik und Gestik zu deuten“, sagt Halsband. Hunde seien aufgrund der Jahrtausende alten Domestizierung darauf angewiesen, ihre Besitzerinnen und Besitzer zu verstehen. Sie erkennen etwa, ob Frauchen zornig blickt oder lächelt, ob Herrchen lobt oder schimpft. In dieser Hinsicht seien Hunde sogar Primaten überlegen, die im Tierreich besonders hohe kognitive Fähigkeiten aufweisen. In ihren Versuchen, die alle auf Verhaltensbeobachtung basieren, hat die Forscherin zum Beispiel nachgewiesen, dass die Tiere über erstaunliche Lernfähigkeiten verfügen: Sie brachte einem Yorkshireterrier bei, anhand unterschiedlicher Stofftiere zu zeigen, wo Augen, Ohren, Nase oder Mund sind. Nicht jeder Hund sei jedoch für derart komplexe Intelligenzspiele geeignet. Grundsätzlich gelte: Die Tiere lernten nur, wenn sie motiviert und interessiert seien. In einer Kooperation mit Kolleginnen und Kollegen aus Ungarn untersucht Halsband außerdem, was die Bindung zwischen einem Hund und dessen Besitzer ausmacht. Das Team fand heraus, dass das Persönlichkeitsprofil des jeweiligen Besitzers das Hundeverhalten formt. Mehr als 1.500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer beantworteten Fragen zu der Persönlichkeit ihres Haustiers und bewerteten ihren eigenen Charakter. Diese Selbsteinschätzungen verglichen die Forscherinnen und Forscher mit Daten, die sie durch Beobachtung von Mensch und Tier sammelten. „Ist ein Besitzer zum Beispiel ängstlich oder introvertiert, überträgt sich das auf das Verhalten seines Hundes“, berichtet Halsband.

In einer weiteren Studie mit knapp 400 Teilnehmern haben drei Freiburger Psychologiestudierende unter Halsbands Leitung ermittelt, dass berufstätige Frauen anfälliger für Stress sind als Männer, wenn sie ihren Hund nicht mit an den Arbeitsplatz nehmen dürfen. „Grundsätzlich leiden Berufstätige in dieser Situation mehr als ihre Kolleginnen und Kollegen, die keinen Hund haben“, sagt Halsband. „Die Tatsache, dass man sich im Laufe des Tages um das Tier Sorgen macht, beeinflusst die Arbeitskapazität.“ Nun gilt es, diese Ergebnisse zu untermauern. Basierte die Studie unter anderem auf Selbsteinschätzungen der Befragten, soll im nächsten Projekt die Stressbelastung der Teilnehmer gemessen werden.

Ulrike Halsband: Gehirn, Intelligenz und soziales Verhalten von Hunden (Canis lupus familiaris). Neuropsychologie - interdisziplinär, Band 1, Münster, 2014.


Kontakt:
Prof. Dr. Ulrike Halsband
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-2475
E-Mail: halsband@psychologie.uni-freiburg


Die Druckversion der Pressemitteilung (pdf) finden Sie hier.