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Heideggers „Schwarze Hefte“ und die Konsequenzen

Die Universität Freiburg hat sich in einer Fachtagung mit dem Erbe des Philosophen und früheren Rektors auseinandergesetzt

Freiburg, 14.12.2015

Heideggers „Schwarze Hefte“ und die Konsequenzen

Die Tagung „Heideggers Schwarze Hefte" begann mit einer öffentlichen Podiumsdiskussion im Audimax der Universität Freiburg. Foto: Britt Schilling

Das Werk des Philosophen Martin Heidegger ist erst recht nach Veröffentlichung der so genannten „Schwarzen Hefte“ nur schwer von seiner Faszination für autoritäre Politik und das Gedankengut der Nationalsozialisten zu trennen. Stärker noch als private Briefe offenbaren die Denktagebücher einen Antisemitismus, der bei Heidegger nicht  biologistisch, wohl aber philosophisch-systematisch begründet ist, was für die daraus zu ziehenden Konsequenzen nicht weniger problematisch ist. Dies war der Tenor der Tagung „Heideggers Schwarze Hefte – Ideologieanfälligkeit der Intellektuellen“, die vom 9. bis 11. Dezember 2015 an der Universität Freiburg stattfand. Veranstalter waren das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), die Freiburger Religionsgespräche und das Colloquium Phaenomenologicum des Husserl-Archivs der Albert-Ludwigs-Universität.

„Die Person Heidegger und seine Philosophie gehören mit all ihren Licht- und Schattenseiten zur Geschichte unserer Universität“, sagt Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer. „Die Tagung hat gezeigt, dass die Albert-Ludwigs-Universität ihrer historischen Verantwortung nicht ausweicht, sondern sich mit ihrem Heidegger-Erbe und damit auch mit ihrer eigenen Vergangenheit auseinandersetzt.“

Martin Heidegger gilt als einer der bedeutendsten Philosophen des 20. Jahrhunderts. Sein Werk „Sein und Zeit“ gehört zu den Klassikern der Philosophiegeschichte. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sowie Studierende aus aller Welt kommen an die Universität Freiburg, um über Heidegger zu forschen. Die Debatte um dessen Verstrickung in den Nationalsozialismus wurde im Jahr 2014 mit der Veröffentlichung seiner „Schwarzen Hefte“, der Denktagebücher aus den Jahren 1931 bis 1948, neu entfacht. Die Tagung beschäftigte sich über Heidegger hinaus auch mit der Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Intellektuelle seiner Zeit für die menschenverachtende Ideologie des Nationalsozialismus anfällig waren. Als eine Erklärung thematisierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Skepsis gegenüber der Moderne zu Zeiten der Weimarer Republik, die sich auch in Heideggers Technikkritik widerspiegelt. Zudem diskutierten sie über das katholische Herkunftsmilieu Heideggers, das ihn zeitlebens prägte und sich in seiner Abneigung gegen Intellektualismus ausdrückte.

Die Veranstalter der Tagung zeigten sich zufrieden mit dem Verlauf. „Wissenschaft ist nicht unschuldig, sie nimmt teil an den Prozessen gesellschaftlicher und politischer Verständigung. Natürlich kann eine solche Tagung keine endgültigen Antworten liefern. Wichtig ist jedoch, dass eine offene Auseinandersetzung mit dem Erbe Heideggers stattgefunden hat, die sich sicherlich fortsetzen wird“ erklärten die beiden Organisatoren, der Philosoph Prof. Dr. Hans-Helmuth Gander und der Theologe Prof. Dr. Magnus Striet. FRIAS-Direktor Prof. Dr. Bernd Kortmann zeigte sich beeindruckt von dem Zuspruch, den die Tagung erhielt. Auch künftig werde das FRIAS mit dem Veranstaltungsformat „Freiburger Horizonte“ herausragende Themen von universitärer und gesamtgesellschaftlicher Bedeutung der Öffentlichkeit präsentieren.

Die gesamte Tagung ist zeitnah als Podcast auf den Seiten des FRIAS und der Universität Freiburg abrufbar.

Tagungsbericht des FRIAS:
www.frias.uni-freiburg.de/heidegger

Reportage der studentischen Redaktion uniCross:
www.unicross.uni-freiburg.de/2015/12/heideggers-schwarze-hefte

Podcasts der Tagung


Kontakt:
Prof. Dr. Hans-Helmuth Gander
Husserl-Archiv Freiburg
Albert-Ludwigs-Universität
Tel.: 0761/203-2428
E-Mail: hans-helmuth.gander@philosophie.uni-freiburg.de

Prof. Dr. Magnus Striet
Institut für Systematische Theologie
Albert-Ludwigs-Universität
Tel.: 0761/203-2078
E-Mail: magnus.striet@theol.uni-freiburg.de

 

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