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Weltflüchtlingstag

Der Politikwissenschaftler Andreas Mehler untersucht, aus welchen Gründen Menschen aus Zentral- und Westafrika fliehen

Freiburg, 16.06.2016

Weltflüchtlingstag

Viele der Flüchtlinge, die von Afrika nach Deutschland kommen, stammen aus den repressiven Staaten Eritrea und Gambia. © francovolpato / Fotolia

Am 20. Juni ist der internationale Weltflüchtlingstag, den die Vereinten Nationen im Jahr 2000 zum ersten Mal ausgerufen haben. „Die politischen Fluchtursachen aus Afrika – Repression und Gewaltkonflikte – werden gegenüber oft deutlich wahrgenommenen ökonomischen Migrationsgründen in der deutschen Diskussion stark unterschätzt“, sagt der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Andreas Mehler. „Die massive Einschränkung von Freiheitsrechten in einigen Staaten darf nicht ignoriert werden.“ Nicht zufällig stamme ein großer Teil der in Deutschland ankommenden Afrikanerinnen und Afrikaner aus den repressiven Staaten Eritrea und Gambia.

„Wenn man die Zahl der in Europa aus Afrika Ankommenden begrenzen will, muss man auch in die Analyse der Ursachen ihrer Flucht investieren und – nicht nur, aber auch – an den politischen Gründen ansetzen“, sagt Mehler. Konfliktprävention und frühzeitiges Eingreifen vor der vollen Eskalation von Gewaltkonflikten würden mit großer Wahrscheinlichkeit effektiver und kostengünstiger sein als eine mühsame Nachsorge. „Lange andauernde Gewaltkonflikte wie in Mali, Nordostnigeria, Südsudan oder der Zentralafrikanischen Republik produzieren intern Vertriebene und Flüchtlinge, für die eine Aufnahme in benachbarten Staaten oder im eigenen Land selbst lange möglich war“, erklärt Mehler. Doch diese Kapazitäten seien begrenzt und die Destabilisierung von bislang nicht betroffenen Gebieten durch Flüchtlinge sei leicht möglich. „Bewaffnete Auseinandersetzungen, die in den Peripherien großer Flächenstaaten ihren Ausgang nehmen, geraten oft viel zu spät in das Blickfeld von Entscheidungsträgern und können dann nicht mehr erfolgversprechend auf nationaler Ebene bearbeitet werden.“

Andreas Mehler ist Professor für Entwicklungstheorien und Entwicklungspolitik am Seminar für Wissenschaftliche Politik der Albert-Ludwigs-Universität und Direktor des Arnold-Bergstraesser-Instituts für kulturwissenschaftliche Forschung in Freiburg. Zu seinen Forschungsfeldern gehören gewaltsame Konflikte, deutsche und französische Afrikapolitik sowie Krisenprävention. Seine regionalen Schwerpunkte sind Zentral- und Westafrika.

Mehler steht am 17. Juni 2016 zwischen 14.30 Uhr und 17 Uhr für Interviews vor Ort zur Verfügung. Am 16. Juni ist er am besten per Mail zu erreichen. Vom 18. Juni bis zum 21. Juni ist Mehler nicht in Freiburg. In diesem Zeitraum ist er daher nur per Mail erreichbar und steht nur für telefonische oder schriftliche Anfragen zur Verfügung.