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Kontaminierte Kuhfladen

Nicolas Schoof und Rainer Luick warnen davor, im aktuellen Diskurs über das Insektensterben den Einsatz von Tierarzneimitteln zu unterschätzen

Freiburg, 01.10.2019

Kontaminierte Kuhfladen

Foto: Herbert Nickel

Der Dung von Rindern, Pferden, Schafen und Ziegen ist für viele Insekten Lebensraum und Nahrungsquelle zugleich. Ihn gilt es bei der Ursachenforschung zum Insektensterben genauer unter die Lupe zu nehmen, fordert Nicolas Schoof, Doktorand an der Professur für Standorts- und Vegetationskunde der Universität Freiburg. Schoof kritisiert, dass bisherige Studien zwar den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aufgreifen, die potentiell hochgiftige Wirkung von so genannten Antiparasitika – dazu gehören beispielsweise Entwurmungsmittel – als Teil des Tierarzneimittelspektrums im Diskurs jedoch vernachlässigt werden. „Je nach Wirkstoff und Anwendungsform der Antiparasitika kann Dung zur Falle für viele Insekten werden“, betont Schoof. Gemeinsam mit Prof. Dr. Rainer Luick von der Hochschule für Forstwissenschaft Rottenburg hat er die Ergebnisse aktueller Studien für die Naturschutzpraxis zusammengetragen und für die Anwendung im praktischen Naturschutz aufbereitet. Der Artikel dazu ist in der Fachzeitschrift Naturschutz und Landschaftsplanung erschienen.

„Die in der Nutztierhaltung teils seit den 1930er Jahren flächig eingesetzten Mittel können je nach Zusammensetzung erhebliche negative Auswirkungen auf Organismen haben und damit möglicherweise wesentlich zum Insektensterben beitragen“, warnt der Wissenschaftler. Dies gelte besonders für Regionen, in denen Pflanzenschutzmittel kaum zum Einsatz kommen, sondern wie im Schwarzwald die Nutztierhaltung im Vordergrund steht. Schoof fordert deshalb unter anderem eine engmaschigere Erfassung der Verwendung von Tierarzneimitteln in der Nutztierhaltung. „Tierärztinnen und Tierärzte verdienen mit dem Verkauf der Medikamente gutes Geld und haben daher einen finanziellen Anreiz diese zu verschreiben.“ Aktuell sei jedoch nicht davon auszugehen, dass die Politik beim Thema Insektenschutz stärker reglementierend einwirken werde, dafür konzentriere sich der Diskurs zu stark auf den Pflanzenschutz.

Nicolas Schoof ist Doktorand an der Professur für Standorts- und Vegetationskunde der Albert-Ludwigs-Universität. Zu seinen Forschungsinteressen gehören unter anderem die Auswirkungen der Agrarpolitik auf Landnutzung und Biodiversität sowie anwendungsbezogene naturschutzfachliche Bewertungen.

Schoof, Nicolas/Luick, Rainer (2019): Antiparasitika in der Weidetierhaltung. Ein unterschätzter Faktor des Insektenrückgangs? In: Naturschutz und Landschaftsplanung 51/10, S. 486-492.




Nicolas Schoof

Professur für Standorts- und Vegetationskunde
Tennenbacherstr. 4, 79106 Freiburg

Tel.: +49 176 61 81 72 26
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