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Der Universität etwas zurückgeben

Seit 20 Jahren sorgt der Alumni-Verein dafür, dass ehemalige Studierende auf der ganzen Welt mit ihrer Alma Mater in Kontakt bleiben

Freiburg, 29.01.2018

Der Universität etwas zurückgeben

Foto: Klaus Polkowski

Bei einer USA-Reise Anfang der 1990er Jahre war Rudolf-Werner Dreier, Leiter der Öffentlichkeitsarbeit der Albert-Ludwigs-Universität, vom engen Kontakt beeindruckt, den führende Universitäten zu ihren ehemaligen Studierenden unterhalten, und vom Engagement der Ehemaligen für ihre Alma Mater. Der Gedanke, das auch in Deutschland umzusetzen, führte schließlich zu einer Alumni-Konzeption und 1996 zur Gründung einer gesamtuniversitären Alumni-Organisation. Der daraufhin gegründete Förderverein von Alumni Freiburg e.V. feiert 2018 sein 20-jähriges Bestehen. Im Gespräch mit Verena Adt erinnert sich Dreier an die Anfänge und blickt in die Zukunft.

Hans-Jochen Schiewer überreicht einen Scheck an Vertreter der studentischen Initiativen, die der Förderverein unterstützt – insgesamt sind 70.000 Euro zusammengekommen.
Foto: Klaus Polkowski

Herr Dreier, was gab den Anstoß zur Gründung des Fördervereins?

Rudolf-Werner Dreier: Als ich 1991 eine Reihe renommierter Universitäten in den USA besuchte – Harvard, Berkeley, Yale sowie Universitäten in Chicago und New York –, war ich von der Alumni-Arbeit dieser Hochschulen begeistert. Den Grundgedanken, dass Universitäten den engen Kontakt zu ihren ehemaligen Studierenden halten und diese ihrer Universität etwas zurückgeben, habe ich mit nach Hause genommen und dann ein eigenes Konzept für die Universität Freiburg erarbeitet.

Gab es an deutschen Universitäten schon Alumni-Vereine?

Nein. Selbst der Begriff „Alumni“ war hierzulande quasi unbekannt und wurde von uns in Deutschland etabliert. Der Gedanke, die Verbindung mit den ehemaligen Studierenden zu pflegen und sie auch in die Förderung der Universität einzubeziehen, war noch nicht in Deutschland angekommen. 1996 haben wir mit dem damaligen Rektor Prof. Dr. Wolfgang Jäger die wohl erste Alumni-Organisation für eine Gesamtuniversität in Deutschland gegründet. Dr. Cornelia Staeves hat dies gemeinsam mit mir aufgebaut und ist bis heute als Leiterin der Alumni-Abteilung dabei. Wichtig war uns, dass der Verein von Anfang an auch international aufgestellt war. Die ersten Alumni-Clubs hatten sich bereits in Japan und Südkorea gebildet. Ein entscheidender Punkt ist, dass sich der Rektor unserer Universität, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, unglaublich für die Alumni-Idee engagiert und in Deutschland und weltweit diese Begeisterung auf unsere Alumnae und Alumni überträgt.

Ein kleines, aber engagiertes Team: Diana Sack, Martin Gutry, Cornelia Staeves, Rudolf-Werner Dreier, Ilona Schmidt (von links).
Foto: Sandra Meyndt

Was war bei der Gründung die wesentliche Zielsetzung?

Am Anfang stand das „Friendraising“, nicht das „Fundraising“ – also erst Freunde und dann Spenden gewinnen. Und das funktionierte. Die Zahl der Mitglieder im Förderverein stieg schnell an. Wir wollen Bindung schaffen und informieren – zum Beispiel mit unserem Newsletter, unserem Blog und über die sozialen Medien. Außerdem informieren wir unsere Mitglieder über die regionalen und internationalen Clubs sowie bei den alle zwei Jahre in Freiburg stattfindenden Alumni-Meetings. Dort laden wir alle Ehemaligen für ein Wochenende zu einem Wiedersehen mit ihrer alten Universität ein und bieten ihnen ein attraktives Programm mit knapp 50 Veranstaltungen.

Wie viele Vereinsmitglieder sind es denn heute?

Man muss zwischen dem Verein und der von unserer Abteilung Alumni betreuten Alumni-Organisation unterscheiden, der alle ehemaligen Studierenden angehören, die mindestens ein Semester hier studiert haben. Aktuell sind das knapp 250.000 Menschen weltweit. 120.000 von ihnen haben wir inzwischen in unserer Datenbank. Im Förderverein Alumni Freiburg e.V. hingegen engagieren sich ehemalige Studierende intensiver. Sie zahlen einen Mitgliedsbeitrag von 55 Euro pro Jahr und unterstützen aktiv die Universität und ihre Studierenden. Das sind heute etwa 2.000 Personen. Aber grundsätzlich sind für uns alle, die positiv über ihre Universität sprechen und sich für sie einsetzen, wichtig.

Wie sind die Alumnae und Alumni konkret vor Ort organisiert?

Wir haben inzwischen 18 Clubs weltweit. Das können Länderclubs sein wie zum Beispiel in Korea, Japan, den USA oder Kamerun. In Deutschland sind die Clubs in der Regel auf der Ebene von Bundesländern konstituiert. Außerdem gibt es an einzelnen Orten „Chapter“, also Stammtische. Darüber hinaus können Alumni Botschafterinnen und Botschafter der Universität in ihrem Land sein. Es gibt in praktisch jedem Land der Erde ehemalige Studierenden aus Freiburg – sogar in Grönland und dem Vatikanstaat. In New York haben wir seit drei Jahren ein eigenes Büro, das sich rasant entwickelt. In der Clubarbeit hängt viel vom persönlichen Engagement der Menschen ab, die dort die treibenden Kräfte sind. Wir haben äußerst motivierte und aktive Clubvorstände, die wunderbare Veranstaltungen organisieren.

Wofür spenden die Alumni – und wieviel?

Das Spendenaufkommen liegt bei etwa 150.000 Euro im Jahr. Wenn man dazu noch Einzelspenden von Alumni rechnet, die direkt an die Universität und nicht an den Verein gehen, sind inzwischen mehrere Millionen Euro zusammengekommen. Das ist mit den USA natürlich nicht vergleichbar, aber bei uns zählt jeder Euro und jedes ehrenamtliche Engagement. Die Verwendung der Spendengelder ist ganz verschieden. Damit wurden zum Beispiel der Ausbau des Peterhofs und des Uniseums oder der Bau eines Alumni-Pavillons als Lehrraum für das Fachschaftshaus auf dem Schauinsland finanziert. Aber auch Kitas der Universität profitieren von den Spenden, genauso wie studentische Flüchtlingsinitiativen oder kulturelle studentische Gruppen.

Spielwiese: Der Alumni-Verein unterstützt Kitas der Universität Freiburg.
Foto: Patrick Seeger

Und wie hilft der Förderverein aktuell den Studierenden?

Vor allem mit dem Deutschlandstipendium, das bei unseren ehemaligen Studierenden auf enorme Resonanz stößt, aber auch durch Ko-Finanzierung einzelner Projekte. Und es gibt den „Alumni-Preis für soziales Engagement“, der jährlich verliehen wird. Außerdem unterstützen wir die Abschlussfeiern der Fakultäten mit der Vergabe von Alumni-Preisen für die besten Abschlussarbeiten und mit unserem Info-Fotostand, den die Absolventinnen und Absolventen für ein Foto im Talar mit großer Begeisterung nutzen. In Zukunft wollen wir außerdem ein Mentoring entwickeln, bei dem Alumni einzelne Studierende als Coach unterstützen. Das wird für uns viel Arbeit, die passenden Leute zusammenzubringen. Aber es ist für mich sehr erfüllend zu erfahren, wie sich die Menschen engagieren und wie dieses Netzwerk lebt. Wir machen das mit einem kleinen, aber sehr engagierten, tollen Team, das für diese Aufgabe brennt.

 

Alumni Freiburg e.V.

Der Förderverein Alumni Freiburg e.V. wurde 1998 gegründet und hat mehr als 2.000 Mitglieder weltweit. Vorsitzender des Vereinsvorstands ist Rektor Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer. Seine Stellvertreterin ist Dr. Dorothea Rüland, Alumna und Generalsekretärin des Deutschen Akademischen Austauschdiensts. Geschäftsführer ist Rudolf-Werner Dreier.