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Gesund in der Großstadt

Der neue Studiengang Global Urban Health beschäftigt sich mit den Gesundheitsrisiken in Städten

Freiburg, 09.03.2017

Gesund in der Großstadt

Foto: Klaus Polkowski

Luftverschmutzung, Fast Food, Stress: Die gesundheitliche Belastung in Städten ist enorm. Und je mehr die Urbanisierung zunimmt, desto mehr gewinnen übertragbare und chronische Krankheiten, psychische Probleme und Gewalt an Bedeutung. Der Masterstudiengang Global Urban Health, der seit dem Wintersemester 2016/17 an der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg angeboten wird, beschäftigt sich mit diesen Herausforderungen. Innerhalb eines Jahres lernen Studierende, den gesundheitlichen Risiken in Städten entgegenzuwirken.

Das ist eine eher kürzere BildunterschriftNeu-Delhi, Indien: Die Studierenden lernen, wie sich gesundheitliche Risiken wie Luftverschmutzung in Metropolen eindämmen lassen.
Foto: Klaus Polkowski

Das Zentrum für Medizin und Gesellschaft organisiert den englischsprachigen, fächerübergreifenden Studiengang. Morgens beschäftigen sich die Studierenden mit der Theorie, die sie nachmittags in der Praxis anwenden. „Heute früh war ein Statistikkurs", erzählt Dr. Sonia Diaz-Monsalve, die bei Global Urban Health die Lehrangebote koordiniert und für das Qualitätsmanagement zuständig ist, „und nach der Mittagspause erheben die Studierenden auf dem Friedhof Daten, die sie auswerten können – zum Beispiel, in welchem Alter die Menschen in verschiedenen Jahrzehnten durchschnittlich gestorben sind." Weitere praktische Einblicke bieten Gastvorträge und Exkursionen.

Voraussetzung für die Zulassung ist ein Hochschulabschluss und eine mindestens zweijährige Berufserfahrung. Außerdem kostet das Studium 12.000 Euro. Später stehen den Absolventinnen und Absolventen viele Wege offen, zum Beispiel in der Entwicklungszusammenarbeit, der Medizin, der Politik, der Stadtplanung oder in der Bildungsarbeit. „Mit dem Master kann ich in Zukunft auf internationaler Ebene statt nur im Krankenhaus arbeiten", sagt die Studentin Francesca Tsai aus Taiwan. „Ich würde gerne erreichen, dass Taiwan unabhängig von seiner politischen Situation an den Veranstaltungen der Weltgesundheitsorganisation teilnehmen kann." Auch Studierende aus Entwicklungsländern können das erworbene Fachwissen anschließend in ihrer Heimat einbringen.

Weltweit einzigartig

Der Studiengang ist bisher weltweit einzigartig. Neu daran ist, dass die Verbesserung der gesundheitlichen Situation speziell in Städten im Fokus steht und dass der Schwerpunkt auf Entwicklungsländern liegt. „Dennoch ist es uns wichtig, die Probleme global zu betrachten, denn Moskitos kennen keine Landesgrenzen", erläutert Diaz-Monsalve mit Verweis auf die unkontrollierte Verbreitung übertragbarer Krankheiten. Auch die chronischen Erkrankungen in armen und reichen Ländern glichen sich im Zuge der Globalisierung an: Da es Fast Food, Zigaretten und Fernseher inzwischen überall gebe, seien auch Herzkrankheiten, Krebs und Diabetes allgegenwärtig. Die Studierenden lernen, wie sie Probleme erkennen und Lösungen dafür entwickeln können. „Freiburg ist der optimale Standort dafür", findet die Koordinatorin: Die Entfernung zu Organisationen der Vereinten Nationen sei gering, es gebe viele Grünflächen, und die physische Aktivität der Bevölkerung sei vergleichsweise hoch. Neben theoretischem Wissen und empirischen Analysemethoden gehört auch der richtige Umgang mit Presse und Politik zu den Studieninhalten.

Auf die 20 Studienplätze haben sich im ersten Jahrgang 300 Interessierte aus verschiedenen Berufsfeldern beworben. Die erste Kohorte kommt aus zehn Ländern – darunter Argentinien, Bangladesch und Äthiopien – und von fünf Kontinenten. „Die interkulturellen Unterschiede sind eine wunderbare Erfahrung für uns alle", sagt Diaz-Monsalve. Denn die Studierenden kennen einige der untersuchten Probleme aus erster Hand. Das kann bei der Entwicklung Erfolg versprechender Lösungen hilfreich sein. „Moskitonetze sind zum Beispiel in bestimmten Regionen nicht unbedingt ein wirksames Mittel gegen Mückenstiche: Wenn ihre weiße Farbe dort mit dem Tod assoziiert ist, möchten die Menschen nicht darunter schlafen." Das zeige, wie wichtig es sei, das zu bekämpfende Problem aus unterschiedlichen Blickwinkeln anzugehen.


Sarah Schwarzkopf

www.zmg.uni-freiburg.de/training/mscglobalhealth/master