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„Freiburg bleibt eine exzellente Forschungsuniversität“

Graduiertenschule und beide Cluster erfolgreich / Universität wird ihr Zukunftskonzept trotz fehlender Förderung weiterführen

Freiburg, 15.06.2012

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg ist in der zweiten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder in der 1. Förderlinie mit der Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM) und in der 2. Förderlinie mit den Exzellenzclustern Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS) und BrainLinks – BrainTools erfolgreich gewesen. Das Zukunftskonzept (3. Förderlinie) wurde nicht erneut zur Förderung ausgewählt.

Die Universität muss das Ergebnis akzeptieren. „Zunächst freuen wir uns über unsere erfolgreiche Graduiertenschule und die erfolgreichen Exzellenzcluster, auch wenn wir natürlich gern erneut eine Förderung für unser Zukunftskonzept bekommen hätten“, betont der Rektor der Universität, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Jochen Schiewer. „Der Imagegewinn der letzten Jahre hat der Universität vor allem international enormes Ansehen verschafft. Die Qualität unserer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, das breite Fächerspektrum und die besondere Freiburger Balance von Natur-, Geistes- und Ingenieurwissenschaften haben uns einen bundesweit führenden Standard in Forschung und Lehre erreichen lassen, den wir weiter ausbauen werden. Wir müssen die Entscheidung in der Exzellenzinitiative akzeptieren, auch wenn wir sie nicht nachvollziehen können. Die Universität Freiburg ist und bleibt eine international führende, exzellente Forschungsuniversität.“

Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg wird auf jeden Fall ihre im Zukunftskonzept präsentierten Projekte, vor allem das Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS), fortführen, auch wenn die Mittel nun nicht so reichhaltig fließen werden. Sie bleibt ein hoch attraktiver Standort für hervorragend qualifizierte Nachwuchswissenschaftler, international renommierte Forscherinnen und Forscher sowie Gastwissenschaftler. Die Erfolge in den letzten Jahren sind eine ausgezeichnete Basis, die in bundesweiten Rankings dokumentierte Spitzenstellung in Forschung und Lehre weiter auszubauen.

Der Umfang der Fördermittel für die SGBM, BIOSS und BrainLinks – BrainTools beträgt bis zu 92,5 Millionen Euro für die kommenden fünf Jahre. Dieser Betrag entspricht dem Fördervolumen des Freiburger Gesamtantrags der ersten Exzellenzrunde.

Die Albert-Ludwigs-Universität ist eine der wenigen echten Volluniversitäten Deutschlands: eine Traditionsuniversität, die die ganze Bandbreite der klassischen Fächer anbietet und sich mit Lebenswissenschaften und Ingenieurtechnik auf die Zukunft ausrichtet. Außerdem ist die Universität Freiburg in den Bundeswettbewerben „Exzellenz in der Lehre“, „Qualitätspakt Lehre“ sowie „Aufstieg durch Bildung: offene Hochschulen“ für ihre Lehr- und Weiterbildungskonzepte prämiert worden.

Weitere Informationen:
www.exzellenz.uni-freiburg.de


Stimmen der Sprecher zur Entscheidung

Prof. Dr. Christoph Borner, Sprecher der SGBM:
„Das ist sehr schade für die Universität, da sie in meinen Augen den Exzellenzstatus verdient hätte. Wir in der Spemann Graduiertenschule sind glücklich, weiterhin gefördert zu werden – so können wir unser interdisziplinäres, strukturiertes und hochwertiges PhD-Programm für nationale und internationale Studierende der Lebenswissenschaften fortführen und ausbauen.“

Prof. Dr. Wolfram Burgard, Sprecher von BrainLinks – BrainTools:
„Das ist, um ehrlich zu sein, ein äußerst überraschendes Ergebnis für mich. Die bisherigen Initiativen der Universität Freiburg waren enorm gut aufgestellt, es waren wirklich Spitzenvertreter dabei und auch die Universität hat sich enorm engagiert, diese weiterkommen zu lassen. Uns bleibt als Erfolg, dass die SGBM, BIOSS und BrainLinks – BrainTools genehmigt wurden.“

Prof. Dr. Michael Reth, Sprecher von BIOSS:
„Ich freue mich, dass unser Antrag bewilligt wurde. Aber es überrascht mich, dass das Zukunftskonzept der Universität Freiburg nicht erneut gefördert wird. Der Verlust des Exzellenzstatus wiegt schwer. Die heutige Entscheidung zeigt uns, dass wir bei BIOSS in den zurückliegenden Jahren vieles richtig gemacht haben. Wir werden unsere erfolgreiche Arbeit weiterführen und verbessern: Mit den Mitteln werden wir nicht nur die laufenden BIOSS-Programme weiterfördern, sondern auch neue Professuren und Juniorgruppen an der Universität Freiburg besetzen.“

 

Hintergrundinformationen

Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM)

Die Spemann Graduiertenschule für Biologie und Medizin (SGBM) ist das Herz der multidisziplinären Doktorandenausbildung in den Lebenswissenschaften und setzt Standards für strengere Auswahl- und bessere Betreuungskriterien der Doktorandinnen und Doktoranden an der ganzen Universität. Sie organisiert Kurse, Konferenzen und multidisziplinäre Module mit anderen PhD-Programmen.

Die SGBM setzte sich in der ersten Förderphase zum Ziel, exzellenten nationalen und internationalen Studierenden der Lebenswissenschaften ein interdisziplinäres, strukturiertes und hochwertiges PhD-Programm zu bieten, das sieben Forschungsgebiete verbindet. Die Doktoranden beteiligen sich zu maximal 20 Prozent ihrer Zeit an praktischen Kursen und Seminaren zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen sowie an Vorlesungen, Literaturseminaren, monatlichen interdisziplinären Austauschtreffen, jährlichen Retreats, einem multidisziplinären Modul, internationalen Konferenzen und Austauschprogrammen mit Forschungspartnern. Die Studierenden werden nach strengen Kriterien ausgewählt, permanent auf wissenschaftliche Leistung und Kursteilnahme überprüft und von einem dreiköpfigen Thesis-Komitee betreut. Die Doktoranden müssen mindestens eine Erstautorpublikation aufweisen und ihre Dissertation innerhalb von drei bis vier Jahren in englischer Sprache einreichen.

In der zweiten Förderphase sollen zusätzliche Elemente integriert werden. Um die wenigen Promovendinnen und Promovenden, die nach dem Doktorat noch keine Postdoc-Stelle gefunden haben, kümmert sich die SGBM auch über das PhD-Programm hinaus: Für maximal sechs Monate werden sie mit ihren wissenschaftlichen Postdoc-Projekten finanziell unterstützt, um ihren Weg in die Forschung weiterverfolgen zu können. Eine zusätzlich verbesserte Zusammenarbeit mit der Industrie, wodurch Firmen in das Programm integriert werden und dieses in Zukunft finanziell unterstützen, soll in der zweiten Förderphase realisiert werden: Im letzten PhD-Jahr werden interessierte Doktoranden von Firmenpartnern betreut und nehmen an Ausbildungskursen dieser Firmen teil. Zudem soll ein „fast-track PhD-Programm“ eingerichtet werden. Daran können die besten fünf Prozent der Masterstudierenden, die sich durch ein schriftliches Examen und die Präsentation ihrer Bachelorarbeit nach dem ersten Masterjahr qualifizieren und mit der Doktorarbeit beginnen, ohne Verfassen einer Masterarbeit teilnehmen. Das Programm soll lokal, national und international für Studierende der Fächer Biologie, Molekularmedizin, Chemie, Pharmazie, Biotechnologie, Neurowissenschaften und Biomedizin ausgeschrieben werden.

Graduiertenschulen werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die kommenden fünf Jahre mit bis zu 12,5 Millionen Euro gefördert.

 

Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS)

Biologische Signalprozesse bilden die Lebensgrundlage aller Zellen eines Organismus. Ein exakteres Verständnis dieser Prozesse liefert daher Lösungen für viele wichtige biologische Herausforderungen. Das Zentrum für biologische Signalstudien (BIOSS) erforscht Signalprozesse auf der molekularen, zellulären und suprazellulären Ebene. Dabei hat BIOSS erstmalig die Signalforschung mit Methoden der Synthetischen Biologie zusammengebracht und verfolgt einen dialektischen Forschungsansatz zwischen Analyse und Synthese. Hierdurch gelang es dem Cluster in der ersten Förderperiode, Antworten auf fundamentale Fragen zu finden. BIOSS hat die in Freiburg erfolgreiche Signalforschung um neun weitere Forschungsgruppen verstärkt. Da Gleichstellung bei BIOSS höchste Priorität genießt, konnten die neuen W3-Professuren zu 50 Prozent mit exzellenten Wissenschaftlerinnen besetzt werden. Darüber hinaus wurden alle versprochenen Strukturen, inklusive BIOSS Incubator (Labor für unabhängige Postdocs) und BIOSS Toolbox, erfolgreich implementiert. BIOSS hat die Synthetische Biologie als neues Lehr- und Forschungsprogramm an der Universität Freiburg etabliert und jedes Jahr mit einem Team aus Studierenden erfolgreich am iGEM Wettbewerb am Massachusetts Institute of Technology (MIT) teilgenommen.

Mit den Mitteln der zweiten Förderperiode werden nicht nur die laufenden BIOSS-Programme und -Strukturen weitergefördert, sondern auch vier neue Professuren sowie zwei neue Juniorgruppen an der Universität Freiburg besetzt. Zusätzliche Schwerpunkte des Forschungsprogramms werden „Signale bei der Tumorentstehung“ sowie „Nanobiologie der Plasmamembran“ sein. Damit wird BIOSS die Signalfunktion von Membranproteinen unterhalb der Auflösung eines Lichtmikroskops im noch kaum untersuchten Nanobereich mit neuen Methoden und Ansätzen erforschen. Synthetische Biologie und Ingenieurswissenschaften werden dabei in einer Einheit integriert. In enger Zusammenarbeit zwischen der BIOSS Signalfabrik und Toolbox sollen neue Signalsensoren und Schalterproteine hergestellt werden. Im Dialog zwischen Biologen und Ingenieuren soll das Forschungs- und Lehrprogramm „Biology meets Engineering“ weiter vorangetrieben werden. Auch BIOSS Incubator, das Programm für unabhängige Postdocs, wird auf Grundlage der bisherigen positiven Erfahrungen und Feedbacks weiterentwickelt.

Exzellenzcluster werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die kommenden fünf Jahre mit bis zu 40 Millionen Euro gefördert.

 

BrainLinks – BrainTools

Der Exzellenzcluster BrainLinks – BrainTools soll die Funktion des menschlichen Gehirns erforschen und Schnittstellen entwickeln, mit denen Patientinnen und Patienten über ihr Nervensystem technische Geräte steuern können. Im Cluster wollen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der Biologie, Medizin, Informatik und Mikrosystemtechnik daran arbeiten, Geräte zu entwickeln, die direkt in Kontakt mit dem Gehirn stehen, sodass Information in beiden Richtungen ausgetauscht werden kann.

Auf dieser Grundlage sollen einerseits künstliche Gliedmaßen entstehen, die der Träger intuitiv bewegen kann, als wären sie seine eigenen. Diese prothetischen Gliedmaßen mit neuronaler Kontrolle sind vom Gehirn gesteuerte Systeme, die Patienten mit Lähmungen oder nach Amputationen ihre Bewegungsfähigkeit zurückgeben können. Die Neuroprothesen sollen die Handlungsziele des Nutzers erkennen, diese selbständig in Bewegungen – zum Beispiel eines mechanischen Arms – umwandeln und so bei der Wiedererlangung der Autonomie im täglichen Leben helfen. Eine zweite Linie entwickelt implantierbare Geräte, die sich selbst mit Energie versorgen, krankheitsbedingte Veränderungen in der Hirnaktivität erkennen und diesen entgegenwirken. Diese „Intelligenten Energie-Autonomen Mikroknoten“ sind Implantate, die Störungen innerhalb der Netzwerke des Gehirns, wie sie bei Parkinson, Epilepsie und anderen neurologischen Erkrankungen auftreten, im geschlossenen Regelkreis behandeln. Im Idealfall sind sie für den Nutzer nur durch ihre erfolgreiche therapeutische Wirkung bemerkbar. Durch seine Forschungsvorhaben realisiert der Cluster BrainLinks – BrainTools ein kohärentes und langfristig angelegtes programmatisches Zentrum für Neurotechnologie an der Universität Freiburg.

Exzellenzcluster werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft über die kommenden fünf Jahre mit bis zu 40 Millionen Euro gefördert.

 

Windows for Research: Zukunftskonzept der Universität Freiburg

Aufgrund ihrer Forschungsstärke und ihres Fächerspektrums konnte die Universität Freiburg in der Umsetzung des ersten Zukunftskonzeptes zeigen, dass institutionelle Freiräume für Forschung, „Windows for Research“, die Spitzenforschung stärken. Die Maßnahmen der ersten Förderphase dienten dazu, die elf Fakultäten über die Neueinrichtung eines Freiburg Institute for Advanced Studies (FRIAS) sowie durch die Profilierung von Forschungsbereichen über ein Nachwuchsforschergruppenprogramm und die Stärkung von wissenschaftlichen Zentren zu vernetzen. Dieses gesamtuniversitäre Netzwerk ist die „Neue Universitas“ der Universität Freiburg.

Die Strategie der Neuen Universitas und das Eröffnen von Freiräumen für die Forschung haben sich in der ersten Förderphase in vollem Umfang bewährt: Die Publikationen der Universität gehören zu den weltweit bestzitierten. Die Forschungsstärke der Universität zeigt sich unter anderem im Technologietransfer mit nahezu 600 Erfindungsmeldungen zwischen den Jahren 2003 und 2010. Damit gehört die Freiburger Hochschule zu den patentstärksten Universitäten in Deutschland und Europa. Die Drittmitteleinnahmen in der Förderphase sind sowohl in der Verbund- als auch in der Einzelforschung überdurchschnittlich gestiegen. Im Jahr 2011 warb die Universität 160 Millionen Euro Drittmittel ein.

Im Fortsetzungsantrag für die zweite Förderphase wurden die Strategie der Neuen Universitas und der Ausbau der Forschungsfreiräume konsequent weitergeführt: Das FRIAS soll noch mehr als bisher die Universität vernetzen. Dem gleichen Ziel dienen die wissenschaftlichen Zentren, das Geistes- und Sozialwissenschaftliche Kolleg als sichtbare Schnittstelle zur Gesellschaft sowie die völlig neu konzipierte Freiburg Academy of Science and Technology (FAST). Sie entwickelt zusammen mit den Fraunhofer-Instituten Lehrforschungsprojekte, durch die Forscherinnen und Forscher mit Industrie und Wirtschaft vernetzt werden. Gleichzeitig wird das Nachwuchsforschergruppenprogramm ausgebaut und die Zielgruppe erweitert: Als gesamtuniversitäres Nachwuchsförderungskonzept wird der Internationale Graduiertenausschuss (IGA) über die Gruppe der Promovierenden hinaus Nachwuchswissenschaftlerinnen und
-wissenschaftler aller Karrierestufen fördern.

Ein weiterer Pfeiler im Zukunftskonzept: Als erste staatliche Hochschule bundesweit hat die Universität Freiburg ein University College gegründet. Im University College Freiburg (UCF) entwickelt die Albert-Ludwigs-Universität forschungs- und problemorientierte Lehrkonzepte und organisiert in Zusammenarbeit mit allen Fakultäten neue, fächerübergreifende Studienangebote, die zum Wintersemester 2012/2013 starten. Momentan sind unter seinem Dach drei Initiativen angesiedelt. Kernstück ist der vierjährige, englischsprachige Studiengang Bachelor of Liberal Arts and Sciences (LAS), der eine fachlich breiter angelegte Alternative zu den disziplinär ausgelegten Studiengängen bietet. Außerdem organisiert das UCF den Interdisciplinary Track, kurz IndiTrack, der das fachbezogene Bachelorstudium bestehender Studiengänge um ein freiwilliges Zusatzjahr ergänzt. Perspektivisch soll das UCF darüber hinaus die bereits bestehenden internationalen, interdisziplinär angelegten Masterprogramme der Universität konzeptionell und organisatorisch unterstützen.


 

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