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Zeugen der Vergangenheit

Die Archäologin Christiane Schmid-Merkl untersucht jahrtausendealte Waffen aus dem Oberrhein

Freiburg, 24.04.2013

Zeugen der Vergangenheit

Christiane Schmid-Merkl / Quelle: Privat

Energielieferant für Wasserkraftwerke, Binnenschifffahrtsstraße, Rohstofflieferant für die Kiesindustrie, Erholungsgebiet, Touristenmagnet: Die Rolle des Oberrheins ist vielfältig. Wie nahmen Menschen ihn aber vor Tausenden von Jahren wahr? Mit dieser Frage beschäftigt sich die Archäologin Christiane Schmid-Merkl, die im Wintersemester 2012/13 am Institut für Archäologische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg promoviert wurde. Für ihre Dissertation untersuchte sie 1.425 Funde aus dem Oberrhein – genauer dem Flussabschnitt zwischen Basel/Schweiz und Bingen. Schmid-Merkl konzentriert sich auf das 2. und 1. vorchristliche Jahrtausend, die so genannte Bronze- und Eisenzeit. Sie kam zu dem Ergebnis, dass der Oberrhein zu vorrömischer Zeit nicht nur eine wichtige Rolle im Verkehrswesen einnahm, sondern auch Schauplatz von kultischen Ritualen gewesen sein könnte.

Die Flussfunde, die Schmid-Merkl untersuchte, trug sie zum Beispiel von Denkmalämtern und Sammlern zusammen. Unter den Fundstücken waren vor allem Schmucknadeln, bronzene Beile und bronzene Schwerter. Bei der Auswertung der Objekte berücksichtigte die Archäologin die Fundstellen, die naturräumlichen Einflüsse – wie etwa An- und Ablagerungsprozesse in Flüssen – sowie Besiedlungsspuren an Land. Daraus ergab sich, dass zahlreiche Geräte wie Sicheln und Angelhaken vom Leben und Arbeiten am Fluss zeugen. Durch die Zusammensetzung des Fundspektrums an manchen Fundstellen und durch den Abgleich mit bekannten römischen Fährstellen, konnte Schmid-Merkl nachweisen, dass der Oberrhein auch in der Bronze- und Eisenzeit Teil des Verkehrsnetzes war und an zahlreichen Stellen überquert wurde. „Besonders auffällig ist eine Konzentration im Mainzer Rheinknie, woher zahlreiche Funde stammen und das als Verkehrsknotenpunkt bronze- und eisenzeitlicher Handelsrouten diskutiert wird“, sagt die Archäologin.

Von der außergewöhnlichen Rolle des Oberrheins zeugen auch die vielen Schmucknadeln, Bronzebeile und Schwerter, die hauptsächlich der Zeit um 1.000 v. Chr. zuzuordnen sind. Ihre Anzahl zeigt, dass die Objekte nicht zufällig in den Fluss gelangt sein können. Vielmehr müssen sie damals absichtlich in den Oberrhein geworfen worden sein. Rätselhaft bleibt, warum dies geschah. Schmid-Merkl vermutet, dass einige von ihnen Opfer für Götter oder andere überirdische Wesen gewesen sein könnten. „Auch wenn wir heute die genauen Rituale, Gedanken und Motive nicht mehr nachvollziehen können, wird dennoch deutlich, dass der Oberrhein damals mehr gewesen sein muss, als lediglich ein Fluss.“

Christiane Schmid-Merkl studierte an den Universitäten Regensburg, Wien/Österreich und Freiburg. Prof. Dr. Christoph Huth vom Institut für Archäologische Wissenschaften der Albert-Ludwigs-Universität betreute die Dissertation.


Kontakt:
Christiane Schmid-Merkl
E-Mail: christiane_schmid@web.de

Prof. Dr. Christoph Huth
Institut für Archäologische Wissenschaften
Abteilung für Urgeschichtliche Archäologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203 – 3383
E-Mail: christoph.huth@archaeologie.uni-freiburg.de


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