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Erfahrung zählt

Graduiertenkolleg „Frequenzeffekte in der Sprache“ erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eine zweite Förderung

Freiburg, 26.11.2013

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) verlängert die Förderung des Graduiertenkollegs 1624 „Frequenzeffekte in der Sprache“ an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Von April 2014 bis September 2018 erhalten zwei weitere Generationen von Doktorandinnen und Doktoranden die Gelegenheit, auf wissenschaftlichen Mitarbeiterstellen im Graduiertenkolleg zu promovieren. Die Gesamtsumme für die zweite Förderphase beträgt etwa drei Millionen Euro.

Im Graduiertenkolleg beschäftigen sich die Nachwuchsforscherinnen und Nachwuchsforscher mit der Frage, wie sich die Frequenz – also die Häufigkeit von sprachlichen Einheiten wie Wörtern oder Phrasen – auf die Struktur der Sprache auswirkt. Das Kolleg nimmt eine gebrauchsbasierte Perspektive ein: Erfahrung zählt, lautet das Motto. Sprachliche Einheiten, die Menschen häufig verwenden, sind demzufolge stärker im sprachlichen Gedächtnis verankert als seltener genutzte Einheiten. Ausgehend von dieser Grundhypothese untersuchen die Doktoranden in ihren Arbeiten Phänomene in unterschiedlichen Sprachen. Dabei konnten sie die Annahmen des gebrauchsbasierten Ansatzes bisher weitgehend bestätigen.

Olga Iljina verwendet moderne neurologische Daten aus elektrokortikografischen Messungen, bei denen Signale von der Gehirnoberfläche abgelesen werden. Sie untersucht, ob die Frequenz bestimmter sprachlicher Einheiten einen Einfluss darauf hat, wie das Gehirn Satzstrukturen verarbeitet. Iljinas Forschung ist ein Beispiel für die enge Zusammenarbeit des sprachwissenschaftlichen Kollegs mit den Kognitions- und Neurowissenschaften. Ihre Ergebnisse liefern grundlegende Erkenntnisse darüber, wie unser Gehirn „Sprache denkt“.

Evghenia Goltsev erforscht Zweitspracherwerb: Sie untersucht, wie deutsche Muttersprachlerinnen und Muttersprachler die Fehler wahrnehmen, die russischsprachige Deutschlernende machen. Dabei liegt Goltsevs Augenmerk sowohl auf der Häufigkeit der Fehler als auch auf den verschiedenen Fehlertypen. Sie stellt zum Beispiel fest, wie die Muttersprachler es wahrnehmen, wenn die Deutschlernenden die Wörter in einem Satz nicht richtig anordnen oder einen Laut falsch aussprechen. Aus Goltsevs Ergebnissen lassen sich Rückschlüsse darauf ziehen, welche Fehlertypen und -häufigkeiten bei Deutschlernenden besonders für einen Akzent verantwortlich sind.

Malte Rosemeyer demonstriert in seiner bereits abgeschlossenen Dissertation den „konservierenden“ Effekt, den Frequenz hat. Der Doktorand beschäftigt sich mit dem abgeschlossenen Wandel im Spanischen vom Hilfsverb „sein“ (ser) zu „haben“ (aver) im Perfekt. Rosemeyer zeigt unter anderem, dass sich bei Wörtern, die häufig vorkommen, ein Wandel langsamer vollzieht als bei Wörtern, die weniger häufig sind. Dies ist darauf zurückzuführen, dass hochfrequente Wörter stärker verankert sind. Rosemeyers Ergebnisse liefern einen Beitrag zur Frage, wie sich Sprache im Laufe der Zeit verändert.


Kontakt:
Prof. Dr. Christian Mair
Englisches Seminar
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203- 3336 oder - 3338
Fax: 0761/203- 3367
E-Mail: christian.mair@anglistik.uni-freiburg.de

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