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„Alter ist kein Argument“

Als jüngster Stadtrat Freiburgs möchte der Freiburger Student Simon Sumbert seiner Generation mehr Gehör verschaffen

Freiburg, 26.07.2019

„Alter ist kein Argument“

Foto: Thomas Kunz

Simon Sumbert studiert im vierten Semester Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre an der Universität Freiburg. Seit Mai 2019 ist er zudem das jüngste Mitglied des künftigen Freiburger Gemeinderats und vertritt dort die Wählervereinigung Junges Freiburg e. V. Kristin Schwarz hat mit dem 21-Jährigen über seine Ziele für die nächsten fünf Jahre sowie die Vereinbarkeit von politischem Ehrenamt und Studium gesprochen.


Simon Sumbert und die „Rezoluzzer“: Die Zeitschrift „Der Spiegel“ widmete der jungen Generation, die unzeitgemäße Strukturen der Politik kritisiert, eine Titelgeschichte.
Foto: Thomas Kunz

Herr Sumbert, herzlichen Glückwunsch zum Einzug in den Freiburger Gemeinderat. Wie sind Sie zur Kommunalpolitik gekommen?

Simon Sumbert: Ich war schon immer politisch interessiert. Daher habe ich den Wahlkampf der zurückliegenden Oberbürgermeisterwahl in Freiburg genau beobachtet und festgestellt, dass aus meiner Sicht inhaltlich zu wenig gearbeitet wurde. Dafür machten immer wieder falsche Behauptungen die Runde. Das hat mich dazu bewegt, selbst aktiv zu werden. Daraufhin habe ich mir die Jugendorganisationen von mehreren Parteien angeschaut und mich von der Wählervereinigung Junges Freiburg am meisten angesprochen gefühlt.

Welche Akzente möchten Sie als Gemeinderat in den kommenden fünf Jahren setzen?

Mein Fokus liegt darauf, die Interessen junger Menschen zu vertreten. Dazu zählt zum einen, die Stadtverwaltung für eine bessere Jugendbeteiligung zu sensibilisieren. Mir geht es darum, dass die Interessen junger Menschen von vorneherein in städtische Projekte einfließen und nicht erst nachträglich hinzugefügt werden. Das ist nur Kosmetik. Zum anderen möchte ich die Subkultur in Freiburg stärken. Zudem werde ich mich dafür einsetzen, die Digitalisierung auszubauen und mehr Wohnraum zu schaffen. Mit Blick auf die Zukunft gilt es auch, die soziale und ökologische Nachhaltigkeit in Freiburg zu stärken. Insbesondere, da die Stadt mit der Umsetzung der selbst gesteckten Ziele weit hinterherhinkt.

Sie sind 21 Jahre alt und vertreten eine Wählervereinigung, die sich primär für Themen Ihrer Generation einsetzt. Gleichzeitig stellen bundesweit immer mehr junge Menschen lautstark ihre Forderungen an die Politik. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung?

Ich finde es positiv, dass so viele Jugendliche und junge Erwachsene für verschiedene Anliegen auf die Straße gehen. Das motiviert mich. Trotzdem müssen junge Menschen in der Politik noch mehr Gehör finden. Demokratie bedeutet, dass jede Stimme gleich viel zählt. Auch wenn bislang älteren Männern mehr zugehört wurde. Die aktuelle Jugendbewegung schafft es, dieses Verhalten aufzubrechen. Daher würde ich mir wünschen, dass sie auch für andere, politisch unterrepräsentierte Gruppen als gutes Beispiel dient.

Erfahrene Macher auf der einen, die fordernde Jugend auf der anderen Seite: Ist Politik heute vor allem ein Generationenkonflikt?

Sicher gibt es Konfliktlinien zwischen den Generationen. Aber ich möchte nicht pauschalisieren. Wichtiger ist mir, durch offene Kommunikation einen gemeinsamen Nenner zu finden und Aufklärungsarbeit zu leisten. Wir betreiben ja keine Fundamentalopposition wie damals die Bewegung der 68er. Und Alter ist kein Argument, es zählen die politischen Ergebnisse.

Neben Ihrer Tätigkeit als Gemeinderat studieren Sie Politikwissenschaft und Volkswirtschaftslehre. Wie möchten Sie beiden Aufgaben gerecht werden?

Zeitlich ist es ein Spagat. Seit dem Wahlkampf habe ich mein Studium zurückgeschraubt und meinen Nebenjob reduziert. Aktuell studiere und lerne ich vormittags, nachmittags nutze ich die gewonnenen Freiräume, um mich in politische Themen einzuarbeiten, Fraktionsgespräche zu führen und mein Netzwerk auszubauen. Wenn die Gemeinderatsarbeit im September beginnt, möchte ich mein Studium wieder voll aufgenommen haben.

Trotzdem bleibt das Pensum hoch. Was motiviert Sie an Ihrer Arbeit?

Als Gemeinderat bringe ich meine Ideen für die Zukunft Freiburgs direkt in den Gestaltungsprozess ein. Ich kann also Einfluss darauf ausüben, wie die Stadt in fünf Jahren aussehen wird und große Projekte wie den Stadttunnel aktiv mitgestalten. Zudem wohne ich schon mein ganzes Leben in Freiburg und freue mich darauf, die Stadt als Gemeinderat nochmals von einer anderen Seite kennenzulernen.