Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Online-Magazin erleben & mitmachen Was machst du denn da?

Was machst du denn da?

Beim „MiKi-Tag" begleiten Kinder ihre Eltern zum Arbeitsplatz

Freiburg, 04.05.2017

Was machst du denn da?

Foto: Jürgen Gocke

Was machen Mama und Papa eigentlich den ganzen Tag, wenn sie ins Büro entschwinden? Alle zwei Jahre findet der MiKi-Tag statt, an dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Universität Freiburg ihre Kinder an ihren Arbeitsplatz mitnehmen. Und damit die Kleinen nicht nur den Schreibtisch ihrer Eltern kennenlernen, gehen sie in der ganzen Universität auf Erkundungstour – diesmal mit Feuer, Flamme und den Wundern eines Green Screens.


Fotos: Jürgen Gocke

Eigentlich hätte Helena an diesem Morgen schon vor acht Uhr in der Schule sein müssen. Aber ausnahmsweise kann sie es gemütlich angehen lassen. Sie darf ihre Mutter Sophia Noz zur Arbeit begleiten. Dafür hat die Drittklässlerin extra frei bekommen. „Irgendwas mit Projekten macht sie", erklärt Helena den Beruf ihrer Mama. Stimmt auch: Noz ist an der Freiburger Akademie für universitäre Weiterbildung für die Organisation bei Drittmittelprojekten zuständig. Heute hat Helena die Gelegenheit, mehr über den Arbeitsplatz ihrer Mutter zu erfahren.

Der Familienservice der Universität Freiburg hat Ende April 2017 zum MiKi-Tag eingeladen, dem Mitarbeiter-Kinder-Tag. „Wir wollen damit sichtbar machen, welche Bedeutung wir der Familie und ihrer Vereinbarkeit mit dem Beruf beimessen", sagt Ellen Biesenbach, die den Familienservice leitet. 2004 fiel, initiiert von der Beauftragten für Chancengleichheit, der Startschuss für den ersten MiKi-Tag; seither findet er etwa alle zwei Jahre statt – dieses Jahr wurde er gemeinsam mit dem Büro der Gleichstellungsbeauftragen organisiert. Die Jungen und Mädchen dürfen an diesem Tag ihre Eltern begleiten und sollen nebenbei eine Ahnung davon bekommen, welche beruflichen Möglichkeiten ihnen offen stehen – auch jenseits festgezurrter Geschlechterrollen.

Früher ein Gefängnis, heute ein kleines Museum: der Karzer der Universität Freiburg.
Fotos: Jürgen Gocke

Erklärtalent ist gefragt

„Ich will Journalistin werden", verkündet Helena und fragt Elvira Zähringer Löcher in den Bauch. Die Kollegin ihrer Mutter hat sie auf ihren Gang zur zentralen Poststelle der Universität im nahen Kollegiengebäude III mitgenommen. Schon das interne Postwesen ist eine Wissenschaft für sich. Zähringer weiß die Zusammenhänge kindgerecht zu vermitteln. „Was ist Porto?", fragt Helena nach. „Wie oft gehst du zur Post?" Kein bisschen langweilig ist ihr, obwohl sie keinen der begehrten 30 Plätze für das Begleitprogramm des Miki-Tags bekommen hat, das Biesenbach und ihr Team organisiert haben. Sogar ein Besuch im Karzer, dem früheren Gefängnis der Universität, steht an.

Die kleine Journalistin wäre im Medienzentrum der Universitätsbibliothek, einem weiteren Programmpunkt, richtig gewesen. Dort ist die studentische Redaktion uniCross untergebracht, die Beiträge fürs hauseigene Radio, Fernsehen sowie das Onlinemagazin produziert. Sebastian, ein junger Mann mit einer wunderbaren Moderatorenstimme und einem Erklärtalent, das ihn für die „Sendung mit der Maus" qualifiziert, zeigt im Studio, wie viele Knöpfe er bedienen muss, um eine Radiosendung vorzubereiten: einen der etwa 7.000 Musiktitel auswählen, dazwischen Berichte über die Universität oder die vom Deutschlandfunk gelieferten Nachrichten einspielen, Anrufe von Hörerinnen und Hörern entgegen nehmen.

 

Die perfekte Welle: Die Kinder lernen die Tricks der Fernsehproduktion kennen.
Fotos: Sarah Posselt-Böhm/uniCROSS

Perfekte Illusion

Amelie Wernet würde „gern jeden Tag hier bleiben" und „Moderatorin werden". Gerade hat sie schon mal geübt und die Anmoderation für „Uni-FM am Nachmittag" eingesprochen. Und gemeinsam mit drei anderen Kindern hat sie das kleine von Sebastian verfasste Hörspiel „Der Mystery-Hund" eingelesen. Die Rolle der Ida – was für ein Zufall – übernimmt die achtjährige Ida („Ich heiße sogar Ida!"). Richtig gruselig wird das Ganze, als Sebastian die zur Geschichte passenden Hintergrundgeräusche einspielt: Der Donner grollt, ein Hund bellt und hechelt, ein Auto hupt.

Wie sich aus banalsten Wirklichkeiten die schönsten Illusionen zaubern lassen, haben die Kinder zuvor schon im Fernsehstudio des Medienzentrums erfahren können. Die Gruppe tummelt sich vor einem grünen Tuch, choreografiert von Andreas Nagel, Redaktionsleiter von Uni-TV. Am Ende sieht man sie am Sandstrand unter Palmen, hinter ihren baut sich eine Riesenwelle auf, und ein Ungetüm von einem Waran nähert sich von hinten. Bei allem zu mimenden Schrecken: Die eine oder der andere kann sich ein verlegenes Grinsen nicht verkneifen. Als sich dann noch ein König der Löwen zwischen sie drängt und sie seine majestätische Mähne kraulen, ist die Illusion perfekt. Das soll den Mikis eine Lehre sein. Wolfgang Krause, stellvertretender Leiter des Medienzentrums, mahnt: „Nicht alles für bare Münze nehmen, was ihr zum Beispiel auf Youtube seht. Da ist vieles nicht echt."

 

Das Feuerlöscher-Einmaleins: zuerst die Sicherungslasche ziehen, dann fest auf den roten Knopf hauen. Fotos: Jürgen Gocke

Löschen für Anfänger

Echt hingegen sind Roland Birmele und Benjamin Schätzle; für die Kinder einfach nur „der Roland" und „der Benni". Die beiden gehören der Stabsstelle Sicherheit an, die unter anderem für den Brandschutz an der Universität zuständig ist – „ein großes und aktuelles Thema", betont Biesenbach. Die beiden Männer warten im Innenhof der Forstwissenschaften in der Werthmannstraße, vor ihnen steht eine Glasschale mit brennenden Teelichtern, um sie herum haben sie diverse Feuerlöscher aufgestellt. „Wir machen Übungen mit euren Eltern", erklärt Schätzle, „damit sie lernen, wie sie sich verhalten müssen, wenn's brennt." Das lernen jetzt auch die Kinder. Routiniert macht Marlon, Schätzles fünfjähriger Sohn, vor, wie ein Schaumlöscher in Gang gesetzt wird. Reihum machen es die Kinder nach: zuerst die gelbe Sicherungslasche ziehen und dann fest auf den roten Knopf hauen – der Auslöser zum Mischen des
Löschschaums in der Kartusche.

Aus einer Kiste entnehmen die beiden Experten ein wenig Trockeneis, das minus 56 Grad kalt ist. „Auf keinen Fall anfassen", warnt Schätzle. Schnee mit seinen null Grad ist das reinste Kinderspiel dagegen. Als sie das Trockeneis in ein Glas mit Wasser kippen, entquellen diesem dicke Rauchschwaden. Die Teelichter in der Glasschale verlöschen im Nu, als sie damit in Berührung kommen. Das Geheimnis: „Der Rauch nimmt dem Feuer die Luft." Das geht auch einfacher: Birmele entfacht ein loderndes Feuer in einem mit Petroleum gefüllten blauen Kochtopf. Passender Deckel drauf, und schon ist das Feuer erstickt – eine zur Nachahmung empfohlene Methode, wenn in der Küche ein Topf mit Öl in Brand gerät. Die Kinder üben.

Amelie traut sich kaum ran. Ihr Moderatorenmut hat sie verlassen: Reales Feuer scheint nicht so ihr Element zu sein. Am besten befolgt sie Schätzles Rat, zu Hause genau zu überprüfen, ob im Kinder- und Wohnzimmer Rauchmelder installiert sind. Er hat welche dabei und zeigt, wie sowas aussieht. Die meisten wissen schon Bescheid. Ihre Eltern werden sich auf was gefasst machen können, wenn die Feuerwarngeräte zu Hause fehlen.

Anita Rüffer

Familienservice der Universität Freiburg