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Coaching für die Karriere

Das Modellprojekt CORA will junge Wissenschaftlerinnen in Führungspositionen bringen

Freiburg, 15.03.2018

Coaching für die Karriere

Foto: Thomas Kunz

Mehr Wissenschaftlerinnen dauerhaft in universitäre Führungspositionen bringen: Die zweite Runde des Programms „Coaching Women for Research and Academia“ (CORA) startet im kommenden Sommer. Bewerben können sich bis zum 30. April 2018 Forscherinnen aller Fachrichtungen mit Ausnahme der Medizin.

„CORA kann entscheidende Impulse für die Karriere geben“, sagt Koordinatorin Mariana Vargas Ustares (links) – Teilnehmerin Franzisca Zanker ist vom Angebot überzeugt.
Foto: Thomas Kunz

Mit ihrer akademischen Karriere ist Dr. Franzisca Zanker bislang absolut zufrieden: 2015 die Promotion, ein Jahr später eine Stelle am Arnold-Bergstraesser-Institut. Dort leitet die Politikwissenschaftlerin seitdem den Forschungsschwerpunkt „Flucht und Migration“. Ohne Hürden ist Zankers Weg allerdings nicht: „Ich erlebe jetzt, wie zeitintensiv Verwaltungs- und Gremienarbeit ist“, stöhnt sie und lacht. „Da muss ich schauen, dass ich trotzdem noch zum Forschen und Publizieren komme.“ Zudem ist die Stelle befristet – wie geht es anschließend weiter? Weil Zanker nicht die einzige Wissenschaftlerin ist, die solche Fragen umtreiben, hat die Universität Freiburg 2017 das Programm CORA aufgelegt. Die Abkürzung steht für „Coaching Women for Research and Academia“. Zanker ist eine Teilnehmerin der ersten Runde. Die zweite startet im kommenden Sommer. Bewerben können sich ab April 2018 Forscherinnen aller Fachrichtungen mit Ausnahme der Medizin.

„Ziel von CORA ist es, mehr Wissenschaftlerinnen dauerhaft in universitäre Führungspositionen zu bringen“, erklärt Mariana Vargas Ustares von der Stabsstelle Gender and Diversity. Dort wurde das Programm gemeinsam mit dem Rektorat initiiert, dort wird es organisiert und koordiniert. Das zunächst auf drei Jahre angelegte Modellprojekt basiert auf der Beobachtung, dass zwar ungefähr gleich viele Frauen und Männer eine Dissertation abschließen, der Frauenanteil jedoch bereits ab Beginn der weiteren akademischen Laufbahn rapide abnimmt.

Zehn bis 15 Termine

„Wissenschaftliche Karrieren sind lange relativ unsicher“, erläutert Vargas Ustares. „Und Frauen werden einfach seltener als Männer ermutigt, den akademischen Weg einzuschlagen und weiterzugehen.“ Die geringe Zahl weiblicher Vorbilder in Führungspositionen verstärke diesen Effekt noch. Um das zu ändern, erhält jede CORA-Teilnehmerin zehn bis 15 Termine bei einem Coach, die der Weiterentwicklung ihrer akademischen Karriere dienen. Gemeinsame Workshops sowie der Aufbau eines Netzwerks von Wissenschaftlerinnen runden das Programm ab. Die Teilnahme ist kostenlos. „In dieser Form bieten das nicht viele deutsche Universitäten an“, sagt Vargas Ustares stolz.

Zu den Coaches des Programms zählt Dr. Simone Cardoso de Oliveira. Wie alle CORA-Coaches kennt sie den akademischen Betrieb in- und auswendig. „Ich habe mehr als 30 Jahre Erfahrung an Universitäten“, erzählt die promovierte Neurowissenschaftlerin. Sie weiß genau, welche Bedürfnisse und Fragen junge Akademikerinnen haben. Den Ablauf eines Coachings skizziert Cardoso wie folgt: „In der ersten Sitzung definiere ich zusammen mit der Klientin ihre persönlichen Ziele – den Umgang mit Selbstzweifeln beispielsweise.“ Die blockieren bei vielen Frauen das berufliche Vorwärtskommen, hat sie beobachtet. „Anschließend legen wir gemeinsam fest, wie viele Sitzungen diesem Ziel gewidmet werden.“ Ist das Ziel erreicht, kann man in der nächsten Phase weitere Ziele angehen.

Selbst Lösungen finden

In ihren Sitzungen arbeitet Cardoso gern mit Symbolisierungen: „Zum Beispiel mit Gegenständen, die eine bestimmte Eigenschaft oder Haltung verkörpern. Das wirkt auf einer tieferen Ebene, als wenn man nur das Rationale anspricht“, erklärt sie. Wichtig ist ihr zudem, dass sie den Klientinnen keine Lösungen vorgibt: „Ich unterstütze ihren Weg – auf dem sie die Lösung dann selbst finden.“

„CORA kann entscheidende Impulse für die Karriere geben“, ist Mariana Vargas Ustares überzeugt. Allerdings nur dann, wenn die Teilnehmerinnen den Prozess aktiv mitgestalten: „Einfach hingehen reicht nicht. Es ist richtig Arbeit, die erst einmal zusätzlich bewältigt werden muss. Aber sie zahlt sich aus.“ Franzisca Zanker kann das nur bestätigen. Sie bekommt Lehre, administrative Arbeit und Forschung jetzt besser unter einen Hut – und freut sich auf den nächsten Workshop: ein Stimmtraining, das Ruhe, Kraft und Ausdruck beim öffentlichen Vortrag zum Ziel hat. Noch mehr freut sie sich allerdings darauf, dass sie im Mai zum zweiten Mal Mutter wird. „Aber klar, das ist dann auch beruflich wieder eine Herausforderung“, sagt sie – eine, bei deren Bewältigung ihr Coach sie unterstützt.

Mathias Heybrock

 

Bewerben für CORA

Das Programm „Coaching Women for Research and Academia“ (CORA) richtet sich an Nachwuchswissenschaftlerinnen aller Fächer – mit Ausnahme der Medizin – im letzten Drittel der Promotionsphase, aber auch an Gruppenleiterinnen oder Juniorprofessorinnen. Pro Runde werden zehn Plätze vergeben. Bei mehr Bewerberinnen entscheidet das Los. Die Ausschreibung läuft vom 15. März bis zum 30. April 2018.

www.diversity.uni-freiburg.de/coaching-programm