Mathe-Nachhilfe für Banker
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Die Krise ist vorbei - jetzt ist die Zeit, um aus ihr zu lernen. (© mdfiles / fotolia.com)
Die Krise ist vorbei - jetzt ist die Zeit, um aus ihr zu lernen: Mangelnde Kenntnisse von mathematischen Risiken seitens der Banker waren eine wichtige Ursache für die Finanzkrise. Modelle, die auf einer statistischen Auswertung von Vergangenheitsdaten beruhen, sollen dabei helfen, mögliche Finanzrisiken besser zu analysieren. Denn nur so kann ihnen frühzeitig entgegengewirkt werden. Im Bankgeschäft dreht sich heute alles um neue Finanzprodukte wie Derivate, die an die Schwankungen von Zinsen, Währungen oder Aktienkurse gekoppelt sind – ein globaler Markt, der ständig in Bewegung und daher unglaublich komplex ist. Prof. Dr. Ernst Eberlein vom Institut für Mathematische Stochastik der Universität Freiburg analysiert mit seinen Modellen nicht nur die Marktrisiken, sondern klärt Banker auch über die Zusammenhänge des Finanzsystems auf.
- Berechnung des Kursverlaufs
„Wir haben kein Sinnesorgan, mit dem wir Finanzrisiken erfassen können“, sagt Eberlein. Die mangelnde Kenntnis dieser Risiken sei eine wesentliche Ursache für die jüngste Finanzkrise gewesen. Dem System miteinander verflochtener Banken und Börsen, das die Realwirtschaft mit Geld versorgt, begegnet Eberlein mit mathematischen Modellen. Diese beruhen auf der statistischen Auswertung von Zeitreihen von Finanzdaten: Heutzutage spielen Derivate eine große Rolle – also Verträge, die an die Schwankungen von Zinsen, Währungen oder Aktienkurse gekoppelt sind. Wer ein solches Finanzprodukt kauft, gewinnt oder verliert mit einer bestimmten Wahrscheinlichkeit zu einem zukünftigen Zeitpunkt einen Betrag, der vom Kursverlauf des zugrunde liegenden Guts abhängt. Ein Beispiel: A kauft heute von B für zehn Euro eine so genannte Option, die ihn berechtigt, in einem Monat eine bestimmte Ware von B zum Preis von 100 Euro zu kaufen. Falls der Marktpreis dieser Ware dann in einem Monat bei 130 Euro liegt, macht A Gewinn. Er kann nämlich die Ware, die er für 100 Euro erwirbt, umgehend am Markt für 130 Euro verkaufen. Liegt der Marktpreis der Ware in einem Monat jedoch unter 100 Euro, wird A keinen Gebrauch von der Option machen und erleidet somit einen Verlust von zehn Euro.
- Schulung für Banker
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Porträt des Forschers