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GZSZ: Gute Zucker, schlechte Zucker

Baden-Württemberg Stiftung unterstützt Freiburger Forscher

Freiburg, 26.04.2011

GZSZ: Gute Zucker, schlechte Zucker

Quelle: Sanders - fotolia

 

Zucker werden von den meisten mit Genuss und Krankheit in Verbindung gebracht. In Biologie und Medizin haben Zuckermoleküle, die an körpereigene Eiweißstoffe angefügt werden, eine wichtige regulatorische Aufgabe: Sie beeinflussen entscheidend Funktion, Aktivität und Haltbarkeit der so genannten Glykoproteine im menschlichen Körper. Die Baden-Württemberg Stiftung hat ein Forschungsprogramm „Glykobiologie/Glykomik“ aufgelegt, aus dem sie nun ein dreijähriges Projekt der Universität Freiburg mit mehr als 400.000 Euro finanziert.
 
Bei diesem Forschungsvorhaben arbeiten PD Dr. Eva Decker und Prof. Dr. Ralf Reski von der Fakultät für Biologie der Universität Freiburg mit Dr. Karsten Häffner und PD Dr. Martin Pohl vom Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Freiburg zusammen. Sie produzieren menschliche Glykoproteine des angeborenen Immunsystems, so genannte Komplementfaktoren des Blutes, im Kleinen Blasenmützenmoos (Physcomitrella patens). „Nachdem wir letztes Jahr erstmals den menschlichen Komplementfaktor H im Moosbioreaktor herstellen konnten, machen wir uns jetzt an das Glykodesign dieses Proteins“, sagt die Biotechnologin Eva Decker. „Wir werden dann die optimierten Glykoproteine aus dem Moosbioreaktor bei uns in der Klinik an den Blutseren von Patienten auf ihre Wirksamkeit prüfen“, erläutert der Kliniker Karsten Häffner.
Fehler bei den Glykoproteinen der Komplementfaktor H-Familie verursachen zahlreiche Krankheiten, darunter eine schwere Nierenkrankheit im Kindesalter, das atypische Hämolytisch-Urämische Syndrom (HUS), sowie weitere Nieren- und Augenleiden. Insbesondere der Verlauf des atypischen HUS ist schwerwiegend. Es führt bei betroffenen Kindern in über 60 Prozent zum chronischen Nierenversagen oder Tod innerhalb eines Jahres nach Krankheitsbeginn. Martin Pohl betont sein großes Interesse an diesem Forschungsverbund: „Gelingt es uns, fehlerhafte durch im Bioreaktor hergestellte Glykoproteine zu ersetzen, ließe sich die Therapie vereinfachen und großes Leid lindern.“
„Kürzlich haben die zuständigen EU-Behörden die Bedeutung eines Komplementfaktor H-Medikamentes betont. Durch die Stiftungsmittel bringen wir nun die Synthetische Biologie zum Wohle von Patientinnen und Patienten zur Anwendung“ sagt Ralf Reski, der auch Mitglied des Exzellenzclusters BIOSS und der Graduiertenschule SGBM ist.
Es wird noch dauern, bis Medikamente aus dem Moosbioreaktor in der Apotheke zu kaufen sind. Da der Komplementfaktor H bisher nur in Moos hergestellt wird, hat das Freiburger Forscherteam durch die Unterstützung der Baden-Württemberg Stiftung gute Chancen, entscheidend zur Linderung von schweren Krankheiten beizutragen.
Weitere Informationen:
 
 
Kontakt:
PD Dr. Eva Decker
Lehrstuhl Pflanzenbiotechnologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761-203-6968
Email: eva.decker@biologie.uni-freiburg.de
 
Dr. Karsten Häffner
Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin
Universitätsklinikum Freiburg
Tel.: 0761-270-43000
Email: karsten.haeffner@uniklinik-freiburg.de