Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Newsroom Pressemitteilungen … Rückführung von Schädeln aus …

Rückführung von Schädeln aus Namibia

Feierliche Übergabezeremonie der Universität Freiburg

Freiburg, 04.03.2014

Rückführung von Schädeln aus Namibia

Rektor Hans-Jochen Schiewer (Vierter von rechts) übergibt 14 Schädel an die Delegation aus Namibia. Foto: Baschi Bender

Die Universität Freiburg hat 2011 ihre Untersuchungen von Schädeln aus ihrer historischen Sammlung abgeschlossen. Sie hat in aufwändiger Forschungsarbeit 14 Schädel dem heutigen Gebiet von Namibia zuordnen können und in enger Abstimmung mit der namibischen Botschaft die Rückführung vorbereitet.

In einer Zeremonienfeier hat der Rektor der Universität Freiburg, Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, die Schädel an eine namibische Delegation unter der Leitung von Minister of Youth, National Service, Sport & Culture Hon. Jerry Ekandjo, Deputy Chairman of the Council of Traditional Leaders Chief Immanuel /Gaseb (der Schrägstrich symbolisiert einen Klicklaut) und Head of the National Museum of Namibia and Chairperson of the National Heritage Council Esther Mwoombola-/Goagoses übergeben. Die Delegation, die vom Botschafter der Republik Namibia in der Bundesrepublik Deutschland S.E. Neville Gertze begleitet wurde, wird die menschlichen Überreste zusammen mit weiteren Gebeinen aus der Charité in Berlin nach Namibia zurück begleiten. Schiewer betonte in seiner Grußadresse an die namibische Delegation: „Der unrechtmäßige Erwerb menschlicher Überreste gehört zu den dunklen Kapiteln in der Geschichte der europäischen Wissenschaft und auch unserer Universität. Ich bin froh, dass wir mit dem Abschluss der wissenschaftlichen Untersuchung 2011 einen Beitrag zur kritischen Aufarbeitung dieser Geschichte leisten und die Voraussetzung für eine Rückführung der Schädel und ihr ehrenvolles Andenken schaffen konnten. Als Rektor dieser Universität bedauere ich zutiefst, was unter dem Deckmantel der Wissenschaft getan wurde.“
Bereits im Jahr 2011 hatte die Universität die Ergebnisse ihrer Untersuchungen der Öffentlichkeit präsentiert. Das Rektorat hatte der renommierten Freiburger Anthropologin Prof. Dr. Ursula Wittwer-Backofen einen Forschungsauftrag erteilt und in enger Abstimmung mit der namibischen Botschaft eine Rückführung der identifizierten und zugeordneten Schädel beschlossen.

Die Alexander-Ecker-Sammlung, im Freiburger Universitätsarchiv untergebracht, wurde ursprünglich von dem Anatomen und Anthropologen Alexander Ecker (1816–1887) zusammengestellt und besteht vor allem aus menschlichen Skelettresten, überwiegend Schädeln aus archäologischen Ausgrabungen und Schädeln aus der ganzen Welt. Heute zählt die Ecker-Sammlung ungefähr 1370 Schädel.

Eugen Fischer, ein Anatom mit der Ausrichtung Anthropologie, wurde im Jahr 1900 Kurator dieser Sammlung. Er führte nie einen Katalog und hinterließ keine Beschreibung seiner Anschaffungspraktiken. Von den circa 200 Schädeln, die damals aus Afrika nach Deutschland verbracht wurden, sind acht als „Herero“ und fünf als „Hottentotten“ bezeichnet. Sie wurden höchstwahrscheinlich während Fischers Zeit als Lehrstuhlinhaber (1918-1927) in die Sammlung aufgenommen. Fischer hatte 1908 eine Forschungsreise nach Deutsch-Südwestafrika, dem heutigen Namibia, unternommen und mehrere Schädel zurück nach Freiburg gebracht. Andere historische Quellen deuten darauf hin, dass menschliche Überreste während des Deutsch-Herero-Kriegs zu sogenannten Forschungszwecken nach Deutschland geschickt und dort in anthropologische Sammlungen aufgenommen wurden.

Während der beiden Weltkriege wurden Teile der Sammlung beschädigt und die ursprüngliche Dokumentation ging größtenteils verloren. Zusätzlich erschwert wurde die Identifizierung der Herkunft der menschlichen Überreste durch mehrere Standortwechsel. In Zusammenhang mit dem letzten Standortwechsel der Alexander-Ecker-Sammlung zum Universitätsarchiv wurde deutlich, dass die Sammlung Schädel mit ethisch problematischer Herkunft enthalten könnte.


19 Schädel wurden als relevant für die Erforschung namibischer Herkunft erachtet. Sie wurden ausgewählt, weil sie einen Bezug zu den Herero, Nama sowie allgemein zu Südwest- oder Südafrika haben. Bezugspunkt war der Schädel selbst beziehungsweise die Beschriftungen der Schädel.

Eine Reihe von Methoden wurden angewandt, unter anderem UV-Licht, Dokumentation von Anomalien, Pathologien beziehungsweise Traumata, morphometrische Analysen und stabile Isotopenanalyse, wobei invasive Methoden auf das absolut notwendige Minimum reduziert wurden.

Die Analysen sollten helfen, die geographische Herkunft der analysierten Schädel zu bestimmen. Unter Berücksichtigung der vorliegenden Ergebnisse konnte für 14 Schädel eine signifikante Wahrscheinlichkeit für eine Herkunft auf dem Gebiet des heutigen Namibias angenommen werden. Diese wurden durch die Forscher für eine Restitution empfohlen.

Die Druckversion der Pressemitteilung (pdf) finden Sie hier.

abgelegt unter: