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72 Prozent der Deutschen würden sich impfen lassen

Bundesweite Umfrage zu Corona zeigt außerdem, dass die Bevölkerung freiheitseinschränkenden Maßnahmen wieder mehr zustimmt

Freiburg, 19.02.2021

Die Freiburger Politikwissenschaftler Prof. Dr. Uwe Wagschal und Dr. Sebastian Jäckle haben zusammen mit Kollegen und Kolleginnen aus Stuttgart mehr als 5.700 Personen in Deutschland zu ihren Erfahrungen und Einstellungen in der Corona-Pandemie online befragt. Die Untersuchung vom 4. bis zum 15. Februar 2021 ist die dritte Auflage, bereits im Mai und November 2020 füllten jeweils über 7.500 Menschen den Fragebogen aus.

Zum ersten Mal wurden die Teilnehmenden nach ihrer Impfbereitschaft gefragt. Hier sagen 72 Prozent der Befragten, dass sie sich impfen lassen würden, sieben Prozent sind unentschlossen. Dem gegenüber stehen 18 Prozent der Befragten, die das Impfen ablehnen. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Anhängerinnen und Anhängern der einzelnen Parteien: Während über 90 Prozent der Anhänger von CDU/CSU, SPD und Grünen dem Impfen offen gegenüberstehen, sind es bei Anhängern der Linken knapp 80 Prozent und bei denen der FDP 66 Prozent. Innerhalb der AfD-Wählerschaft würden sich lediglich 20 Prozent impfen lassen. „Anhänger der beiden Protestbewegungen ‚WIR2020‘ und ‚Die Basis‘ lehnen eine Impfung kategorisch ab“, sagt Wagschal.

Die Wählerinnen und Wähler der verschiedenen Parteien sind sich auch bei der Frage, ob die Corona-Maßnahmen übertrieben sind, unterschiedlicher Meinung: Anhänger von CDU/CSU und SPD sprechen sich sehr deutlich und auch über den gesamten Befragungszeitraum seit Mai 2020 stabil für die Corona-Maßnahmen aus. „Interessanterweise halten die Anhänger der Grünen, obgleich diese im Bund in der Opposition sind, die Maßnahmen mittlerweile sogar noch seltener für übertrieben als diejenigen von CDU/CSU und SPD“, sagt Wagschal. Lediglich zehn Prozent der Grünen-Wähler halten die Maßnahmen für übertrieben. Bei AfD-Wählern ist eine Steigerung über die drei Befragungswellen zu verzeichnen. Hielten im Mai 2020 noch knapp 71 Prozent die Maßnahmen für überzogen, sind es jetzt rund 81 Prozent. „Vor allem in den beiden Protestbewegungen ‚Widerstand 2020‘ und ‚Die Basis‘ zeigt sich die deutliche Polarisierung innerhalb der Gesellschaft in Bezug auf die Frage der Corona-Maßnahmen“, sagt Uwe Wagschal.

Bei der Frage, welche Maßnahmen staatliche Stellen anwenden dürfen sollten, um die Corona-Pandemie zu bekämpfen, ist die Zustimmung zu freiheitseinschränkenden Maßnahmen im Vergleich zum November fast durchweg angestiegen und weist zum Teil höhere Werte auf als in der ersten Befragungswelle im Mai 2020. Besonders deutlich ist dieser Wandel bei der Einstellung der Teilnehmenden zu Schließungen von Schulen und Kindergärten. Hier hat sich die Zustimmung seit November verdoppelt. Darüber hinaus ist die überwiegenden Mehrheit der Befragten dagegen, dass Einzelpersonen komplett selbstverantwortlich über ihren Umgang mit dem Corona-Virus entscheiden sollten. Diese Haltung hat sich über die drei Befragungswellen hinweg kontinuierlich gefestigt, wobei auch hier wiederum deutliche Unterschiede je nach Wahlpräferenz vorherrschen.

Wie auch schon in den vorherigen Befragungen ist die größte Angst der Teilnehmenden, dass sie selbst oder nahestehende Personen erkranken. Dabei halten knapp über die Hälfte der Befragten die Corona-Maßnahmen für geeignet, gesundheitliche Folgen der Pandemie in den Griff zu bekommen. Im Vergleich zu Mai 2020 sind damit zehn Prozent weniger Menschen von den Maßnahmen überzeugt. Der Anteil derjenigen Personen, die nur teilweise von den getroffenen gesundheitlichen Maßnahmen überzeugt sind, ist im Gegenzug größer geworden und liegt bei über 22 Prozent. Deutlich skeptischer sind die Befragten hinsichtlich der Frage, ob die Maßnahmen geeignet sind, die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie in den Griff zu bekommen. Nur etwa 32 Prozent gehen davon aus.

Die gefühlte Belastung durch die Pandemie hat seit Mai 2020 zugenommen. Insbesondere diejenigen, die sich noch während der ersten Welle überhaupt nicht oder nur wenig belastet gefühlt hatten, sind weniger geworden, berichten die Forscher.

Die Forschenden gewichten die Daten der Teilnehmenden anhand der soziodemographischen Merkmale Alter, Geschlecht sowie dem Wohnort in Ost- beziehungsweise Westdeutschland und passen sie damit an die reale Verteilung in der Bevölkerung an. Damit ist es möglich, in Bezug auf diese Faktoren verallgemeinerbare Aussagen über die gesamte Wahlbevölkerung anzustellen.

Ergebnisse der Befragung: www.politikpanel.uni-freiburg.de


Personen, die in Zukunft auch an den Befragungen des Politikpanel Deutschland teilnehmen wollen, können eine E-Mail an politikpanel-liste-subscribe@politik.uni-freiburg.de schicken und sich damit auf der Mailingliste eintragen. Pro Jahr wird maximal zu vier Befragungen eingeladen.

 

Politikpanel Deutschland

Das Politikpanel Deutschland ist eine Online-Befragung der Universität Freiburg unter der Leitung von Prof. Dr. Uwe Wagschal vom Seminar für Wissenschaftliche Politik, die seit der Bundestagswahl 2017 in unregelmäßigen Abständen stattfindet.

 

Kontakt:
Prof. Dr. Uwe Wagschal
Seminar für Wissenschaftliche Politik
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-9361

 

Impfbereitschaft

Grafik 1 zum Download
Quelle: Politikpanel Deutschland

 

Anteil der Befragten, die sich stark oder sehr stark belastet durch die Pandemie fühlen

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Quelle: Politikpanel Deutschland

 

Ich halte die Maßnahmen für übertrieben (% stimmte zu)

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Quelle: Politikpanel Deutschland

 

Durchschnittliches Vertrauen in Medien bei Corona-Berichterstattung nach Sonntagsfrage

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Quelle: Politikpanel Deutschland

 

Zustimmung zu Maßnahmen der Bundesregierung

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Quelle: Politikpanel Deutschland