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Frauen lassen sich von Attraktivität weniger blenden als Männer

Studie beleuchtet, wie unterschiedlich Männer und Frauen sich anhand von Gesichtsmerkmalen vertrauen

Freiburg, 19.11.2021

Wie vertrauenswürdig eine Person ist, stufen Menschen nach ihrem ersten Eindruck der Gesichtsmerkmale des Gegenübers ein, wie viele Studien zeigen. Ob es dabei Unterschiede zwischen Männern und Frauen gibt, haben nun die Forschenden Dr. Johanna Brustkern, Prof. Dr. Markus Heinrichs und Dr. Bastian Schiller vom Institut für Psychologie der Universität Freiburg gemeinsam mit Dr. Mirella Walker von der Universität Basel/Schweiz untersucht. In ihrem Experiment sollten Männer und Frauen anhand von Porträt-Fotos einer Person des jeweils anderen Geschlechts entscheiden, ob sie dieser Geld anvertrauen würden – mit dem Risiko, dass sie das Geld für sich behält. Das Entscheidende: Die Gesichter auf den Fotos variierten in ihrer Attraktivität und Bedrohlichkeit. Frauen vertrauten in der Studie attraktiven, bedrohlichen wirkenden Männern deutlich weniger als Männer attraktiven, bedrohlich wirkenden Frauen trauten. Ihre Forschungsergebnisse veröffentlichten die Wissenschaftler*innen in dem Fachjournal Scientific Reports.

Frauen und Männer trauten attraktiven Menschen häufiger

Zum Experiment lud das Forschendenteam 47 heterosexuelle Männer und 46 heterosexuelle Frauen ein. Beide Geschlechter vertrauten ihr Geld attraktiven Personen häufiger an als bedrohlich wirkenden Menschen. Es gab jedoch auch einen Geschlechtsunterschied: Während das Vertrauen bei Männern gleichermaßen von Attraktivität und Bedrohung beeinflusst wurde, änderte sich das Vertrauen bei Frauen stärker durch Bedrohung als durch Attraktivität. „Das deutet darauf hin, dass das sehr attraktive Gesicht einer Frau ihre bedrohliche Ausstrahlung kompensieren kann – zumindest in den Augen heterosexueller Männer. Frauen lassen sich dagegen weniger von einem attraktiven, aber bedrohlichen Mann blenden. Diese Unterschiede könnten evolutionär bedingt sein, da Frauen während Schwangerschaft und Stillen viel Zeit und Ressourcen investieren und daher einen möglichen Partner mit Bedacht auswählen“, erläutert Johanna Brustkern.

Bastian Schiller ergänzt: „Unsere Studie zeigt, dass nicht alle Forschungsergebnisse in den Sozial- und Verhaltenswissenschaften für Männer und Frauen gleichermaßen gelten. Daher ist es wichtig, der nach wie vor bestehenden Neigung zur Untersuchung rein männlicher Versuchspersonen entgegenzuwirken und so Geschlecht als wichtige Einflussvariable auf unser Verhalten berücksichtigen zu können.“ Markus Heinrichs betont: „Biologisch ‚alte‘ Mechanismen müssen in Studien am Menschen unbedingt mehr berücksichtigt werden, um unser heutiges Sozialverhalten besser zu verstehen.“

Welches Maß an Vertrauen die unterschiedlichen Gesichtsmerkmale bei Frauen und Männern hervorriefen.
Grafik: Autorenschaft der Studie

 

Originalveröffentlichung
Brustkern, J., Heinrichs, M., Walker, M., Schiller, B. (2021): Facial threat affects trust more strongly than facial attractiveness in women than it does in men. In: Scientific Reports. DOI: https://doi.org/10.1038/s41598-021-01775-5

 

Kontakt:
Dr. Johanna Brustkern
Institut für Psychologie
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-97742
E-Mail: johanna.brustkern@psychologie.uni-freiburg.de

Franziska Becker
Hochschul- und Wissenschaftskommunikation
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Tel.: 0761/203-54271
E-Mail: franziska.becker@pr.uni-freiburg.de