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Musikwissenschaftler Christofer Jost über Jimi Hendrix, der Ende November seinen 75. Geburtstag gefeiert hätte

Freiburg, 06.11.2017

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Jimi Hendrix in Stockholm 1967. Foto: unknown/ Wikimedia Commons https://creativecommons.org/publicdomain/mark/1.0/deed.de

Am 27. November 2017 wäre der US-amerikanische Gitarrist, Sänger und Frontmann Jimi Hendrix 75 Jahre alt geworden. Sein früher Tod am 18. September 1970 als Folge exzessiven Drogen- und Alkoholkonsums ist längst Bestandteil des Rock’n’Roll-Mythos „live fast, love hard, die young“.  Seine kulturelle Bedeutung reicht indes weit darüber hinaus. „Jimi Hendrix war ohne Zweifel einer der großen Neuerer in der populären Musik“, sagt Privatdozent Dr. Christofer Jost vom Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.

Nur selten treffe man – als Fan wie als Forscherin oder Forscher – auf Biografien, die in so deutlicher Weise auf die Prozesse verweisen, in denen sich ganze Kulturen formen. „Jimi Hendrix war nicht nur der große Gitarrenrevolutionär, als der er noch heute in musikalischen Fachkreisen aufgrund seines Sounds, seiner Art des solistischen Spiels und seiner Riff-Technik gehandelt wird, sondern er war im eigentlichen Wortsinn ein ‚performing artist‘, der die Grenzen der Pop-Performance sprengte“, erläutert Jost. Und dies nicht nur aufgrund seines legendären Auftritts auf dem Monterey Pop Festival im Jahr 1967, in dessen Verlauf er seine E-Gitarre in einer Art kultischen Handlung anzündete. „Neu war darüber hinaus das wahrhafte Verschmelzen seines Körpers mit dem Instrument und den Klängen, welche er diesem entlockte." Während seiner oft ausgedehnten Soli schien jeder Ton mit einer starken mimischen oder gestischen Äußerung einherzugehen.

„Die ekstatische Versenkung des Musikers in Klang und körperlicher Bewegung war seinerzeit keineswegs die Norm.“ Das bürgerliche Ideal eines konzertanten Vortrags, also der versierten, auf das klangliche Ereignis konzentrierten Darbietung, sei auch zu jener Zeit in der Rockmusik durchaus prägend gewesen – entsprechend statisch wirkten heutzutage viele Performances aus jenen Anfangstagen der Popkultur. Jimi Hendrix habe entscheidend dazu beigetragen, dass Pop zu einem Erlebnisangebot wurde, in dem Sound, Performance, Image und Stil zu einem sinnhaften Ganzen verschmelzen.

In Hinblick auf die besondere Aussagekraft seiner Biografie sei noch ein weiterer Aspekt hervorzuheben: Hendrix‘ Karriere habe erst über den Umweg über Europa an Fahrt aufgenommen. Im Jahr 1966 traf er auf Chas Chandler, ein ehemaliges Mitglied der britischen Band ‚The Animals‘. Jost zufolge ebnete dieser ihm den Weg in das Swinging London, in dem die Resonanz auf sein Schaffen um ein Vielfaches größer sein sollte als in den USA. „Jimi Hendrix traf bei seinem vornehmlich jugendlichen Publikum in Europa einen Nerv, ohne dass dieser Effekt vorhersagbar oder planbar gewesen wäre.“ Mit seiner Popularität, seinem neu gewonnenen Star-Appeal habe sich indes planen lassen: Die „Jimi Hendrix Experience“ spielte am letzten Tag des Monterey Pop Festivals an drittletzter Position. „Nach heutigen Maßstäben waren sie damit einer der Höhepunkte des Festivals. Der transatlantische Star war geboren, und nur wenige Jahre später die globale Legende.“    

Christofer Jost ist Privatdozent am Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM) der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. Zu seinen Forschungsschwerpunkten gehören die Fachgebiete Musik und Medien, Musik und Performance, Musikdidaktik und Populäre Kulturen. 

 



PD Dr. Christofer Jost


Zentrum für Populäre Kultur und Musik (ZPKM)
Rosastraße 17-19, 79098 Freiburg

Telefon: +49(0) 761 / 7050-318
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