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„Auf den Körper hören und ausreichend trinken"

Der Mediziner Daniel König gibt Tipps zu Sport und Ernährung bei Hitze

Freiburg, 02.08.2017

„Auf den Körper hören und ausreichend trinken"

Foto: Dasha Petrenko/Fotolia

Es ist Sommer – Schweißperlen liegen auf der Stirn und jede Bewegung ist anstrengender denn je. Passt da Hitze mit Sporttreiben überhaupt zusammen? Prof. Dr. Daniel König ist Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie und hat sich unter anderem auf die Sport- und Ernährungsmedizin spezialisiert. Er leitet den Arbeitsbereich „Ernährung" am Institut für Sport und Sportwissenschaft der Universität Freiburg. Emilie Häberle hat ihn zu Sport und Ernährung im Zusammenhang mit Hitze befragt.

Beim Schwimmen lassen sich Anstrengung und Abkühlung vereinen.
Foto: Dasha Petrenko/Fotolia

Herr König, ein typisches Bild im Freiburger Sommer sind Radfahrerinnen und Radfahrer bei Mittagshitze am Schauinsland. Was halten Sie davon?

Solange sie es von ihrer Physis aushalten, sehe ich da kein Problem. Wichtig ist, dass sie die große Menge, die sie schwitzen, wieder über Getränke zu sich führen müssen. Bei Temperaturen von 28 bis 30 Grad Celsius kann es durchaus sein, dass man ein bis eineinhalb Liter pro Stunde mehr an Schweiß verliert.

Sporttreiben im Sommer: Daniel König erklärt, worauf beim Training in der Hitze geachtet werden sollte.
Foto: Thomas Kunz

Was trinkt man am besten bei Hitze und nach dem Training?

Da sollte ein Unterschied zwischen Alltag und sportlicher Betätigung gemacht werden. Bei längerem Sport im Ausdauerbereich sollten sechs bis acht Prozent Kohlenhydrate im Getränk enthalten sein. Als Normalbürger, der keinen intensiven Ausdauersport betreibt, sollte ich gesüßte Getränke, wie Cola oder Fanta aber auch Fruchtsaftschorlen vermeiden und stattdessen zu ungesüßten Früchtetees oder am besten zu Wasser greifen. Denn gesüßte Getränke tragen negativ zu unserer Kalorienbilanz bei. Sie haben einen erheblichen Anteil an Kohlenhydraten und somit auch an Kalorien. Das ist gerade vor dem Hintergrund wichtig, dass nach neuesten Erhebungen circa 60 Prozent der Deutschen an Übergewicht leiden.

Welche Lebensmittel helfen, mit der Hitze gut umzugehen? Auf was sollte man verzichten?

Eigentlich gibt es dabei keine Empfehlung, man sollte auf seinen Körper und Appetit hören. Zu fettige und schwere Speisen empfinden viele als belastend, da der Organismus, der mit der Anpassung an die Hitze gerade genug zu tun hat, nicht auch noch lange verdauen möchte. Wenn man mal abends nur eine gekühlte Melone essen möchte, spricht da überhaupt nichts dagegen.

Ist Sport bei Hitze sinnvoll oder gar gefährlich?

Körperliche Aktivität und Sport sind prinzipiell auf jeden Fall sinnvoll. Bei allzu großer Hitze besteht allerdings die Gefahr eines Hitzeschocks. Bei 34 Grad Celsius in der prallen Mittagssonne auf dem Asphalt joggen zu gehen ist keine gute Idee – da ist die Empfehlung ganz klar, dass man auf die Morgen- und Abendstunden ausweicht. Wenn man sich bei heißem Wetter sportlich betätigen möchte oder muss, sollte man allerdings einige Sachen beachten. Dazu gehört, dass die Flüssigkeitsbilanz ausgeglichen ist und man auf Symptome eines drohenden Hitzschlages achtet. Hierzu zählen zum Beispiel Kopfschmerzen, schneller Puls, Schwindel und rote, zumeist trockene Haut. Es ist auch wichtig zu wissen, dass es keinen zusätzlichen Trainingseffekt gibt, wenn man bei großer Hitze trainiert.

Warum ist sportliche Betätigung bei Hitze anstrengender?

Bei sportlicher Betätigung ist der Großteil unseres Organismus damit beschäftigt, den Körper zu kühlen und die Körperkerntemperatur zu halten. Hierzu muss das Herz mehr arbeiten und auch das Hormonsystem steht unter Stress. Der Anteil am Blutvolumen, der zur Kühlung verwendet wird, steht unserer Muskulatur nicht mehr als Energie- und Sauerstofflieferant zur Verfügung und dies beschleunigt die Ermüdung.

Was sollte beim Trainieren bei Hitze beachtet werden? Welche Sportarten eignen sich, welche eher nicht?

Klare Empfehlung ist das Schwimmen – aber fürs Training natürlich nicht im Spaßbad. Beim Bahnen schwimmen wird das Angenehme mit dem Sportlichen verbunden. Gut geeignet sind auch Sportarten bei denen unser Körper durch den Fahrwind gut gekühlt wird, wie zum Beispiel das Radfahren.

Wie halten Sie es persönlich mit Sport im Sommer?

Ich bin auch von der Veranlagung her kein Typ, der gerne in der Hitze und bei hohen Temperaturen Sport treibt – das verlege ich eher auf den Abend oder die frühen Morgenstunden. Aber da sollte man, ähnlich wie beim Essen, auf seine Vorlieben hören und schauen, was einem gut tut. Wenn es irgendwie geht, nehme ich das Fahrrad zur Arbeit, denn über den Tag verteilt zählen auch die kleineren Kalorienausgaben.