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Burgen und Fehden

Eine Ausstellung erinnert an die Zähringer, die Gründerväter Freiburgs und weiterer elf Städte

Freiburg, 14.12.2018

Wer weiß heute noch, dass Freiburg die älteste Stadtgründung eines weltlichen Fürsten nördlich der Alpen ist? Es dürfte Konrad von Zähringen gewesen sein, der der kleinen Siedlung am Fuße der ehemaligen Zähringerburg auf dem heutigen Schlossberg vor fast 900 Jahren das Marktrecht verlieh – Grundlage für den wirtschaftlichen Aufschwung der Ansiedlung und ihren Aufstieg zur Stadt. Der Tod des letzten Zähringerherzogs Bertold V. im Jahr 1218 ist ein Anlass für die Jubiläumsschau „Die Zähringer. Mythos und Wirklichkeit“, die ab sofort in der Meckelhalle im Sparkassen-Finanzzentrum in Freiburg zu sehen ist. Ab März 2019 beginnt die Ausstellung, die von Historikern der Albert-Ludwigs-Universität miterarbeitet wurde, eine große Tournee durch alle elf weiteren Zähringerstädte. Hans-Dieter Fronz hat sich umgesehen und gibt ein paar Einblicke.


Rekonstruktion der Burg Zähringen auf dem Freiburger Schlossberg. Illustration: Hans-Jürgen van Akkeren

Adelsgeschlecht mit Ahnentafel

Eine prachtvolle Ahnentafel der Herzöge von Zähringen und Grafen von Freiburg zeichnet die Genealogie des Adelsgeschlechts nach, dessen Vertreter vom 11. bis ins 13. Jahrhundert zu den einflussreichsten Fürsten im Reich zählten. Der erste Herzog der Zähringervorfahren, Bertold I., nannte als Graf weit verstreute Besitztümer im Schwäbischen und in der Ortenau, im Breisgau und Thurgau sein Eigen. Der Anhänger König Heinrichs III. stieg als Herzog von Kärnten und Markgraf von Verona in den Hochadel auf. Sein Sohn Bertold II. wurde 1092 von einer oppositionellen Fürstengruppe in den Auseinandersetzungen des so genannten Investiturstreits gegen den Staufer Friedrich I. 1092 zum Herzog von Schwaben gewählt. Er verlagerte damals sein Machtzentrum in den Breisgau. Stammsitz wurde die Burg Zähringen bei Freiburg; um 1100 wurde er erstmals nach dieser Burg als „Bertold von Zähringen“ bezeichnet. Sein Nachfolger Bertold III. starb 1122 bei einer Fehde eines gewaltsamen Todes. Nach ihm sind die Bertoldstraße und der Bertoldsbrunnen in Freiburg benannt, doch dürfte die Stadtgründung Freiburgs 1120 das Verdienst seines jüngeren Bruders und Nachfolgers sein: Konrad I erwarb Besitzungen in der heutigen Nordwestschweiz und erhielt vom König die Würde eines „Rektors von Burgund“ verliehen, die er an seine Nachfolger vererbte. Der letzte Zähringerherzog Bertold V. wurde 1198 bei der Königswahl in Köln von einer Minderheit gegen den Staufer Philipp von Schwaben als Kandidat für den Königsthron in Stellung gebracht. Durch seinen Verzicht konsolidierte er die Besitztümer der Zähringer.


Verwandt, verschwägert, verzweigt: Die prachtvoll gestaltete Ahnentafel zeigt die Genealogie der Zähringer. Foto: Städtische Museen Freiburg. Augustinermuseum, Inv.-Nr. 00160. M. Jensch

Burgen, Klöster, Städte

Ihrer Zeit gemäß waren die Herzöge von Zähringen Kriegsherren und trugen zur Durchsetzung ihrer Interessen Fehden aus. Doch sie gründeten auch Klöster und Städte, erbauten Kirchen und mächtige Burgen. „Die Burg von Burgdorf in der Schweiz hatte die Ausmaße einer Königspfalz, mit einem Wehrtum, einem mächtigen Wohnturm sowie einem repräsentativen Palas. Burgdorf war als linksrheinische Residenz der Zähringer ein Pendant zum rechtsrheinischen Freiburg“, sagt Dr. Heinz Krieg vom Historischen Seminar der Universität Freiburg, einer der vier Kuratoren der Ausstellung. Durch Gründung von Siedlungen und Klöstern im Schwarzwald bauten die Zähringer ihre Herrschaft aus. Reformklöster unter zähringischer Vogtei wie St. Peter, das zur Grablege der Zähringer wurde, und St. Blasien dienten zugleich der Urbarmachung weiter Teile des Schwarzwalds. „Freiburg ist die erste Stadtgründung eines weltlichen Fürsten im Reich nördlich der Alpen“, so Krieg. Zahlreiche weitere Stadtgründungen wie Freiburg im Üechtland, Bern, Rheinfelden, Thun, Burgdorf oder Villingen kamen hinzu. Mit diesen nahm das überlokale Marktgeschehen, das mit den Städtegründungen in jener Zeit einherging, einen großen Aufschwung.


Tote unterm Tisch: Eine Handschrift stellt die Vergiftung zweier Söhne Bertolds dar.
Foto: Bern, Burgerbibliothek, Mss.h.h.I. 16, p. 62. Diebold Schilling, Spiezer Chronik

Clementia sorgt für königliches Blut

Die politischen und dynastischen Interessen der Zähringer spiegeln sich in ihrer Heiratspolitik wieder. Agnes, die Gemahlin Bertolds II., bescherte als Tochter Herzog Rudolfs von Rheinfelden dem Geschlecht der Zähringer gleichsam königliches Blut. Mit Clementia wiederum, der Gemahlin Konrads und Tochter Graf Gottfrieds von Luxemburg-Namur, eröffneten sich für die Zähringer Möglichkeiten, ihren Herrschaftsbereich nach Niederlothringen auszuweiten. Konrad ließ auch seine Tochter auf den Namen Clementia taufen. Als er sie 1147 mit Herzog Heinrich dem Löwen vermählte, entstand eine zähringisch-welfische Allianz. Die Ehe wurde 1162 angeblich wegen zu naher Verwandtschaft aufgelöst. In Wahrheit waren Kaiser Friedrich Barbarossa, der die Auflösung betrieben hatte, die Ansprüche der Zähringer am Oberrhein und in Burgund aufgrund eigener Ambitionen im Weg.


Wirtschaftlicher Aufschwung: Konrad von Zähringen verlieh Freiburg im Jahr 1120 das Marktrecht. Foto: Wikimedia Commons

Der letzte Zähringer

Als erster Zähringer führte Bertold V. den Reichsadler im Wappen. Um 1160 geboren, hatte er wohl im Alter von 31 Jahren Bern gegründet. Berühmt ist er auch für die mächtigen Burgen, die er erbauen ließ. In der Zeit seiner Regentschaft stand das Ansehen der Zähringer im Zenit. 1198 verzichtete Bertold gegen Entschädigungen auf die Thronkandidatur gegen den Staufer Philipp von Schwaben. Doch es gab auch Gegner und Neider, sodass sich um seine Person zahlreiche Legenden ranken. So hatte Bertold sich das Zisterzienserkloster von Tennenbach zum Feind gemacht. Zur Strafe dafür bezeichnete ihn der Zisterziensermönch Caesarius von Heisterbach in einer Schrift als „unmenschlichen Tyrannen“ und „Verleugner des katholischen Glaubens“ und ließ nach seinem Ableben die Teufel ihrem „lieben Freund“ im Berg Gyber frohlockend ein „großes Feuer“ bereiten. In Bern ging demgegenüber die Legende von der Vergiftung zweier Söhne Bertolds. Merke: Gründe Städte und vergrätze Zisterziensermönche nicht, auf dass dein Nachruhm nicht Schaden erleide, sondern gedeihe. Offiziell blieb Bertold ohne männliche Erben, sodass das Geschlecht der Herzöge von Zähringen mit seinem Tod 1218 ausstarb.

Mythos und Wirklichkeit

Die Jubiläumsschau „Die Zähringer. Mythos und Wirklichkeit“ wurde vom Historischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität, dem Stadtarchiv Freiburg, dem Alemannischen Institut Freiburg und der Sparkasse Nördlicher-Breisgau erarbeitet. Die Ausstellung ist bis zum 1. Februar 2019 in der Meckelhalle im Sparkassen-Finanzzentrum, Kaiser-Joseph-Str. 186, montags bis freitags, von 9 bis 18 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist kostenlos.

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