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Leicht verdauliche Wissenshäppchen

Die Coffee Lectures der Universitätsbibliothek Freiburg vermitteln kurz und knackig Informationen zu Themen rund um das wissenschaftliche Arbeiten

Freiburg, 29.10.2018

Leicht verdauliche Wissenshäppchen

Foto: Jörg Blum

Das Team der Universitätsbibliothek Freiburg bietet ein neues Format an: Immer mittwochs in der Mittagspause vermittelt es 15-minütige Wissenshäppchen bei einer Tasse Kaffee. Auf dem Programm stehen die Themen „ Wie komme ich ins Netz? WLAN, eduroam & Co.“, „Räuberisches Publizieren – fake science und predatory journals“ sowie „Zeigen Sie Ihr wissenschaftliches Profil weltweit: ORCID macht‘s möglich!“

Premiere: Rolf Hermkes hat mit seinem Vortrag zum Thema „ Wie komme ich ins Netz? WLAN, eduroam & Co.“ die neue Veranstaltungsreihe der Universitätsbibliothek eröffnet. Foto: Jörg Blum/Medienzentrum UB

Zum Auftakt der 15-minütigen Vorträge, die im Wintersemester 2018/19 jeden Mittwoch ab 13 Uhr immer im Wechsel entweder im UB-Foyer, im Hörsaal-Foyer der Institute für Biologie II/III oder im Foyer von Gebäude 101 der Technischen Fakultät stattfinden, ist zwischen Eingangsschleuse und Bücherschlund der UB eine gewisse vorfreudige Anspannung bei den Bibliotheksmitarbeiterinnen und  -mitarbeitern zu spüren. „Wir sind alle ganz aufgeregt“, leitet Dr. Ralf Ohlhoff, Leiter des Dezernats Benutzung und Informationsdienste, den nachfolgenden Vortrag seines Kollegen Rolf Hermkes ein, der sich einer ganz praktischen Frage widmet: „Wie komme ich ins Netz“ – also ins WLAN der UB.

Vermutlich liegt es am Thema, dass das Durchschnittsalter der rund dreißig Interessierten doch etwas über dem von Studierenden liegt. Einer Generation, die in der Regel längst per WLAN mit der Welt verschaltet ist, bevor sie jemals den Fuß in eine Bibliothek gesetzt hat, müssen solche Basics kaum erklärt werden. Aber das ist auch eine Besonderheit dieser neuen, niederschwelligen Infoveranstaltung – es sollen alle Nutzerinnen und Nutzer der UB angesprochen werden, auch ältere und Gäste aus aller Welt. Wobei der Zugang zum UB-Netz allerdings gerade bei Erstsemestern immer wieder Thema am Infoschalter der UB ist. Bei weiteren Themen sollen aber auch gezielt fortgeschrittene Studierende und Graduierte angesprochen werden, sodass alle UB-Nutzende von der Coffee Lecture profitieren.

Versprechen gehalten

Auf den ersten Blick ist zu erkennen, dass der Flyer zur Veranstaltung genau das verspricht, was eingehalten wird. Die Besucherinnen und Besucher bekommen exakt die abgebildete Tasse Kaffee mit exakt den abgebildeten Amarettini. Auf einem der Stehtische befindet sich eine große Sanduhr mit blauen Körnern, die, nachdem sie Ralf Ohlhoff zu Beginn des Vortrags seines Kollegen umgedreht hat, genau 15 Minuten brauchen werden, um den engen Hals zu durchqueren. Und aufs Korn genau ist Hermkes mit seinen Infos durch. Der anschließende Applaus gilt sicher nicht nur seinem perfekten Timing, sondern einem insgesamt gelungenen Auftakt.

Es wird vermutlich nicht immer so sein, dass zu den Coffee Lectures auch so viele Mitarbeiter der UB zugegen sein werden wie bei der Premiere. Aber gerade dieser mittagliche Treffpunkt gibt doch auch Gelegenheit, mit ihnen über die Möglichkeiten, die eine Institution wie die UB über reine Ausleihvorgänge hinaus bieten kann, ins Gespräch zu kommen. Gerade ältere Semester waren früher noch zu analogen Recherchetechniken genötigt und wälzten endlos Nachschlagewerke, wo heute ein Mausklick genügt. Sie konnten sich jenseits nostalgischer Verklärung darüber austauschen, dass diese Schnitzeljagden durch obskurste Folianten durchaus eine gewisse Resilienz gegen das, was man heute Filterblasen nennt, förderten. Es gab einfach oft zu interessanten Beifang. Diese produktive Irritation gerät bei der heutigen Vorliebe der Algorithmen von Suchmaschinen und sozialen Netzwerken, die Nutzerinnen und Nutzer nur in Nachrichten einzuhüllen, die das persönliche Weltbild bestätigen, eher ins Abseits.

Publizieren und vernetzen

Die Frage, wie verlässlich Wissen im Onlinezeitalter ist, hat auch für die Coffee Lecture Priorität. In der nächsten Runde steht daher „Räuberisches Publizieren – fake science und predatory journals“ im Mittelpunkt. Für junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ist es unumgänglich, zum Beispiel über unlautere Publikationspraktiken vorgeblicher Wissenschaftsverlage informiert zu sein. Was nützt es, wenn die eigenen Publikationen zwar schnell erscheinen, aber trotz hoher Gebühren dann im Abseits eines zweifelhaften Journals landen.

Auch der nächste Schritt, wie man das eigene wissenschaftliche Profil am besten mit der weltweiten Fachcommunity vernetzt, will gut überlegt sein. In der dritten Runde liegt deshalb der Schwerpunkt auf der Vorstellung der global etablierten Non-Profit-Organisation Open Researcher and Contributor ID, kurz ORCID. Die Teilnehmenden erfahren dann, wie sie sich international vernetzen und die eigenen Veröffentlichungen am geschicktesten in Datenbanken und Forschungsumgebungen einbetten können.

All dieses Wissen bekommen Interessierte nun also in kurzen Häppchen appetitlich aufbereitet – und dazu noch inklusiver Verdauungskaffee. Ohlhoff und sein Team sind gespannt, wie dieses Konzept, das sich an anderen Universitäten bereits bewährt hat, nun in Freiburg ankommen wird.

Jürgen Reuß

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