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Der Schatz im Schrank

Ein antikes Salbgefäß wird zum Ausstellungsstück in der Archäologischen Sammlung

Freiburg, 10.08.2018

Der Schatz im Schrank

Foto: Patrick Seeger

Immer mal wieder finden Objekte aus vergangenen Zeiten in Form eines Geschenks den Weg in die Archäologische Sammlung der Universität Freiburg. Nicht selten handelt es sich um wertvolle Stücke. Eine Serie stellt die schönsten und ungewöhnlichsten Neuzugänge vor. Diesmal ein antikes Lydion, das möglicherweise Salböl enthielt.


Das Lydion weist Brüche und Risse auf, die wahrscheinlich nach dem Auffinden entstanden sind – eine professionelle Zusammensetzung der Stücke steht noch aus. Foto: Patrick Seeger

Der Name der Gefäßform – Lydion – weist auf dessen Herkunft aus Lydien hin. Das indogermanische Volk der Lyder lebte vom 12. bis 3. Jahrhundert vor Christus im Westen Kleinasiens. Früh wurde das vasenförmige Utensil, das eventuell zur Aufbewahrung von Salböl diente, im antiken Griechenland übernommen und war im Osten des Landes beliebt. 2014 schenkte die Stifterin Kirsten König solch ein Stück der Archäologischen Sammlung.

Brüche und Risse

„Das Gefäß ist eine Hinterlassenschaft meiner Mutter. Nach ihrem Tod vor zwei Jahren fanden wir es ganz hinten in einem Schrank. Dort hat es wohl mehr als 50 Jahre lang gelegen“, sagt die 65-Jährige aus Opfingen. Königs Eltern hatten es seinerzeit von einer befreundeten italienischen Familie, einer Urlaubsbekanntschaft, als Geschenk erhalten. „Ich habe gleich gesehen, dass es ein sehr altes Stück ist, und dachte, es sei in der Archäologischen Sammlung vielleicht besser aufgehoben als bei mir.“

Dr. Jens-Arne Dickmann, Kurator der Archäologischen Sammlung, hat sich über diese Schenkung besonders gefreut. Denn das Lydion zählt nicht zum üblichen Repertoire antiker Keramik in kleinen Sammlungen. „Nach der Farbe des Tons zu urteilen – ein kräftiges Rot –, dürfte speziell dieses Gefäß wohl auch nicht griechischen, sondern eher kleinasiatischen Ursprungs sein.“ Dickmann vermutet, dass das Objekt aus einem Grab stammt. „Das könnte die Verunreinigungen an der äußeren Gefäßwand erklären. Die notdürftig zusammengeklebten Brüche und Risse dürften dagegen nachantiken Ursprungs sein.“ Es sehe so aus, als sei der Bruch modern und erst nach der Auffindung und vor nicht allzu langer Zeit passiert. „Eine professionelle Zusammensetzung der Bruchstücke steht noch aus. Leider verfügt unsere Sammlung über keine Restauratorin und keinen Restaurator.“

Besonderes Lehrobjekt

Wofür könnte das Gefäß einst verwendet worden sein? „Üblicherweise gelten Lydia als Salbgefäße und das auch bei vergleichsweise weiter Öffnung“, erklärt Dickmann. Ein Trinkgefäß komme wegen der Form und der weit ausschwingenden Lippe nicht in Frage. Und für Feststoffe habe es einfache Dosen gegeben, die man mit Deckeln schließen konnte. „Insofern scheint auch mir die Deutung als Salbgefäß die wahrscheinlichste Erklärung.“ Wegen seiner Form und Herkunft eignet es sich in erster Linie zur Beschreibung und Bestimmung und natürlich als Zeichenobjekt. „Darüber hinaus lassen sich mit Blick auf seine Erhaltung Überlegungen zur Überlieferung anstellen, der jahrhundertelangen Aufbewahrung in einem Grab, den Umständen der Auffindung, dem Weg in den Kunsthandel oder zumindest in privaten Besitz und schließlich der Schenkung an eine öffentliche und wissenschaftliche Einrichtung.“

Hans-Dieter Fronz

 

Archäologische Sammlung der Universität Freiburg