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„Launchpad“ fördert junge Forschende

Mit einem Programm unterstützt der Exzellenzcluster CIBSS Postdoktoranden bei der eigenständigen Forschung

Freiburg, 30.09.2020

Nach der Promotion fängt für viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine Art Probezeit an, die mehrere Jahre dauert: Wird es ihnen gelingen, ein eigenes Spezialgebiet abzustecken und in Fördereranträgen zu überzeugen? Diese Selbstständigkeit ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Professur. Deshalb unterstützt der Exzellenzcluster CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies der Universität Freiburg mit dem „CIBSS Launchpad Programme“ Postdoktorandinnen und Postdoktoranden auf dem Weg in die wissenschaftliche Eigenständigkeit. Das Programm startete im Herbst 2019 als zentrale Nachwuchsförderung des Clusters. Die Fördergelder und Mentoringprogramme bieten einen Vorsprung beim Start in die akademische Karriere.

Geförderte Forschung: Hanna Wagner untersucht Viren, um diese für die Brustkrebsbehandlung nutzbar zu machen. Foto: Klaus Polkowski 

Eine neue Gentherapie gegen Brustkrebs entwickeln – das klingt nach einem hochgesteckten Ziel. Doch auch große Vorhaben fangen einmal klein an. Und begonnen hat das Projekt von Dr. Hanna Wagner eigentlich schon in ihrem Studium: Im Laufe des Studierendenwettbewerbs „International Genetically Engineered Machine“ (iGEM) entwickelte sie erste Ideen auf dem Forschungsgebiet. Für ihre Arbeit hat sie nun eine Finanzierung erhalten. „Ich will harmlose Adeno-assoziierte Viren für die Brustkrebsbehandlung nutzbar machen. Die Idee hatte ich die ganze Zeit in der Schublade“, erklärt die promovierte Biologin, die in der Arbeitsgruppe von Prof. Dr. Wilfried Weber forscht. „Dafür eine eigene Förderung zu bekommen ist ein tolles Feedback für mich und ein Hinweis darauf, dass ich mich mit meiner Arbeit auf der richtigen Spur befinde.“ Als eine von drei Forschenden am Exzellenzcluster CIBSS wurde sie 2020 für die „Launchpad Research Funds“-Förderung ausgewählt und erhält nun für eineinhalb Jahre insgesamt 24.000 Euro. Außerdem wird sie für einen Tag in der Woche von ihrer Arbeit im Labor ihres Vorgesetzten freigestellt.

Langer Weg zur eigenen Forschungsgruppe

Soll ich mein Glück weiter in der Wissenschaft versuchen, oder sollte ich in die Wirtschaft wechseln? Diese Frage stellen sich viele frisch gebackene Doktorinnen und Doktoren. Etwa 30.000 Studierende werden hierzulande jährlich promoviert, doch nur etwa 3.000 erhalten die Möglichkeit, sich zu habilitieren, eine Nachwuchsgruppe zu gründen, oder eine Juniorprofessur zu übernehmen. Ihre Zeit dafür ist begrenzt: Zwölf Jahre, inklusive der Zeit während der Promotion, dürfen sie in der Regel über Haushaltmittel an den Universitäten weiterarbeiten, bevor sie den nächsten Schritt der Karriere erreichen müssen – den Ruf auf eine Professur oder eine Stelle als Forschungsleiter an einem Institut.

Promovierte Wissenschaftler, die an Universitäten weiterarbeiten wollen, treten zunächst eine so genannte Postdoktoranden-Stelle an. Als Mitarbeitende innerhalb etablierter Arbeitsgruppen bekommen sie von ihrer Gruppenleiterin oder ihrem Gruppenleiter die Möglichkeit, an ausgewiesenen Projekten zu forschen.

Wagner arbeitete als Postdoktorandin erst einmal in der Forschungsgruppe weiter, in der sie auch ihre Dissertation abgeschlossen hatte. Bisher arbeitete sie daran, Materialien mit neuen Eigenschaften zu versehen, die dank Methoden aus der Synthetischen Biologie interaktiv reagieren. Diese Materialien können zum Beispiel dabei helfen, bestimmte Stoffe zu detektieren und in ein visuelles Ausgangssignal umzuwandeln – wie etwa biohybride Polymersysteme, die Antibiotika oder die Aktivität von Bakterientoxinen genau messen können. Nun wird Wagner einen Teil ihrer Zeit der Gentherapie zuwenden: „Es gibt einige Förderprogramme, die einem helfen, seine Karriere zu planen, aber man muss es selbst in die Hand nehmen.“ Maximilian Hörner, der mit Wagner in einem Labor arbeitet und ebenfalls die Förderung erhält, pflichtet ihr bei und fügt hinzu: „Wenn man eine gute Betreuerin oder einen guten Betreuer hat, hilft das ungemein.“. Das Programm bietet neben den „Launchpad Research Funds“, auf die sich Postdoktorandinnen und Postdoktoranden bewerben können, auch die Möglichkeit zum Austausch und unterstützt die Forscherinnen und Forscher dabei, ihre Karriereziele zu verwirklichen.

Flugplan für die Karriere

„Es geht uns darum, dass den Teilnehmerinnen und Teilnehmern klar wird, wo sie stehen und wo sie hinwollen“, erklärt Dr. Anne Liefländer, die das Programm koordiniert. „Im Austausch mit Mentorinnen und Mentoren und in Workshops sollen die Teilnehmer das Werkzeug dafür bekommen, mit der eigenen Forschung erfolgreich zu sein. Wie das geht, steht in keinem Lehrbuch.“ Führungskompetenzen, strategische Planung, Kreativität und eine gute Betreuung von Studierenden: Laut Liefländer sind diese Fähigkeiten der Schlüssel zum Erfolg. „Im Moment treffen wir uns regelmäßig in einer virtuellen Kaffeepause“ erklärt Liefländer. Die Mentoren, erfahrene Wissenschaftler aus dem Cluster, geben den Mitgliedern des Launchpad-Programms Tipps in regelmäßigen Treffen. Mit ihnen erstellen die Teilnehmenden einen so genannten Karriereflugplan, der ihnen helfen soll, ihre Möglichkeiten zu erkennen und darauf hinzuarbeiten.

„Die Schritte, die ich gehen muss, um einmal selbst eine Gruppenleiterposition zu erhalten, sind mir jetzt klarer – das macht Mut“, erklärt der Biochemiker Evgeny Mymrikov, der im Labor von Prof. Dr. Carola Hunte an Membranproteinen forscht und als dritter Nachwuchsforscher die diesjährigen „Launchpad Research Funds“ erhält. Mymrikov möchte mit diesen Fördergeldern eine biochemische Methode weiterentwickeln und anwenden. Diese soll helfen, neue Moleküle zur Steuerung von zellulären Signalen zu finden – gemeinsam mit der Robotics Facility von CIBSS, in der automatisierte Laborverfahren angeboten werden. Die Methode soll es Forschenden erleichtern, die Funktionen von Signalproteinen zu kontrollieren und es ihnen erlauben, Vorgänge innerhalb von Zellen zu steuern. Der Austausch mit seinen Kolleginnen und Kollegen macht für Mymrikov auch das Leben und Arbeiten in einem fremden Land einfacher. „Ich bin aus Russland nach Deutschland gekommen, nach meiner Doktorarbeit. Vieles läuft hier anders, und das muss man erstmal lernen“, sagt er. Er ist seit 2013 in der Postdoktoranden-Phase und hofft nun, mit der Unterstützung von CIBSS den Sprung zum Gruppenleiter und zur eigenen Arbeitsgruppe zu schaffen.

Das Launchpad-Programm richtet sich an alle Postdoktoranden, die bei einem CIBSS-Mitglied im Bereich der biologischen Signalforschung arbeiten. „Ich freue mich für 2021 auf neue Teilnehmende“, sagt Liefländer, „die ihre Karriere mithilfe des Programms voranbringen wollen.“

Mathilde Bessert-Nettelbeck

 

CIBSS – Centre for Integrative Biological Signalling Studies

Informationen zum Launchpad-Programm