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Landesforschungspreis für Anna Köttgen

Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg zeichnet Freiburger Medizinerin und Epidemiologin aus

Freiburg, 28.12.2020

Prof. Dr. Anna Köttgen, Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg, erhält für ihre herausragenden wissenschaftlichen Leistungen den Landesforschungspreis für Grundlagenforschung. Die Auszeichnung ist mit 100.000 Euro dotiert und wird vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg (MWK) alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Landeslehrpreis vergeben.

Kerstin Krieglstein, Rektorin der Albert-Ludwigs-Universität, übergibt den Landesforschungspreis an Anna Köttgen, Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg. Foto: Sandra Meyndt

Anna Köttgen gewinnt in großen Bevölkerungsstudien genetische Informationen, die sie mit klinischen und molekularen Daten kombiniert, um Erkrankungen der Niere und des Stoffwechsels zu erforschen. In ihrem Team arbeiten Expertinnen und Experten aus der Bioinformatik, Statistik, Genetik und Nephrologie fächerübergreifend zusammen. Wie das MWK betont, hat sie die Jury des Landesforschungspreises vor allem mit ihren Erkenntnissen zu den genetischen Grundlagen von Nierenerkrankungen und Gicht, ihren Publikationsleistungen und ihren Beteiligungen an nationalen und internationalen Forschungsverbünden – teils in leitender Funktion – überzeugt. „Ich gratuliere meiner Kollegin Anna Köttgen ganz herzlich zum Landesforschungspreis“, sagt Prof. Dr. Kerstin Krieglstein, Rektorin der Universität Freiburg: „Dass sie diese renommierte Auszeichnung schon in einem solch frühen Stadium ihrer Forschungskarriere erhält, ist ein bemerkenswertes Zeugnis ihrer wissenschaftlichen Leistungsstärke.“

Seit 2017 ist Anna Köttgen Direktorin des Instituts für Genetische Epidemiologie am Universitätsklinikum Freiburg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen unter anderem die genetischen Grundlagen der Gicht – der häufigsten Form der entzündlichen Arthritis, von der bundesweit etwa 900.000 Menschen betroffen sind. Bei dieser Krankheit führt eine erhöhte Harnsäurekonzentration im Blut zu schmerzhaften Entzündungen in den Gelenken. In ihren Analysen konnte die Wissenschaftlerin nachweisen, dass das Gicht-Risiko eines Menschen je nach genetischer Ausstattung bis zu hundertfach höher ist als bei anderen. Sie hat mit ihrem Team 183 Stellen im Erbgut identifiziert, die einen Einfluss auf die Harnsäurewerte im Blut haben. „Weil der genetische Einfluss auf die Harnsäurespiegel erheblich ist, können wir durch unsere Forschung dazu beitragen, die zugrundliegenden Mechanismen zu entschlüsseln. Außerdem kann es durchaus sinnvoll sein, frühzeitig das eigene Risiko für Erkrankungen wie Gicht zu kennen“, betont Köttgen. „Auf diese Weise könnten Menschen mit erblicher Veranlagung bereits vor dem Auftreten einer Erkrankung Prävention betreiben.“

Außerdem ist Köttgen Sprecherin des Sonderforschungsbereichs (SFB) 1453 „Nephrogenetik (NephGen)”, den die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) im November 2020 neu bewilligt hat. Der SFB widmet sich in den kommenden vier Jahren der Aufgabe, anhand genetischer Informationen nach Mechanismen für Nierenerkrankungen zu suchen. Etwa jeder und jede zehnte Erwachsene leidet unter einer chronischen Nierenerkrankung. Schreitet diese zum Nierenversagen fort, sind eine regelmäßige Dialyse, auch als Blutwäsche bezeichnet, oder sogar ein Spenderorgan die einzige Behandlungsmöglichkeit. Hinzu kommen Menschen mit Krebserkrankungen der Niere. „Mit NephGen möchten wir anhand genetischer Nierenkrankheiten geeignete Zielstrukturen in Zellen identifizieren, die bei der Erkrankung eine Rolle spielen“, erklärt die Forscherin: „Wir hoffen, dass wir dadurch die Suche nach passenden pharmazeutischen Wirkstoffkandidaten ermöglichen und langfristig die Behandlung und Prävention von Nierenerkrankungen verbessern können.“

 

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