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Alles Ansichtssache

Die Archäologische Sammlung lädt zu einer Ausstellung ein, die Studierende entworfen haben

Freiburg, 09.03.2017

Alles Ansichtssache

Foto: Patrick Seeger

Kuratieren, organisieren, gestalten, texten, layouten, fotografieren, Skulpturen hin und her rücken und ab und zu auch mal einen Sockel streichen: Mehr als ein Jahr Arbeit haben Studierende in eine Ausstellung gesteckt, die nun in der Archäologischen Sammlung zu sehen ist.

 

Jens-Arne Dickmann, Kurator der Archäologischen Sammlung, unterstützte die Studierenden beim Gestalten und Organisieren der Ausstellung. Foto: Patrick Seeger

Als der Archäologe Dr. Jens-Arne Dickmann vor vier Jahren die Archäologische Sammlung der Universität Freiburg übernahm, hatte er einen Plan. Der Ausstellungsraum im Untergeschoss des Herderbaus an der Habsburgerstraße, so die Idee des neuen Kurators, sollte nicht länger nur Studien- und Lehrsammlung sein, sondern zu einem Lernraum werden. Oder besser gesagt: zu einer Werkstatt. Seither finden zwischen gewaltigen Gipsabgüssen und Vitrinen voller kleinteiliger Originale nicht nur Lehrveranstaltungen, Workshops oder Prüfungen, sondern auch Zeichenkurse, Lesungen, szenisches Spiel und Konzerte statt. Und wenn ein Studierender Lust hat, in einer Ecke der Sammlung zu Übungszwecken eine kleine Ausstellung zu entwerfen, dann wird auch das ermöglicht.

Doch Dickmann hat sich in den vergangenen Monaten mit einer größeren Herausforderung beschäftigt: Die Schau „Ansichtssache – Antike Skulpturengruppe im Raum" ist das Finale eines umfangreichen Lehrprojekts, das Dickmann entwickelt hat und das von der Essener Stiftung Mercator mit 85.000 Euro gefördert wird. Mehr als ein Jahr haben sich Studierende auf die Ausstellung vorbereitet. Der Auftakt, erzählt der Archäologe, sei ein einsemestriger Schreibworkshop gewesen. Ein Seminar, in dem sich die Studierenden einem einzigen Exponat schreibend nähern sollten.

 

Foto: Janos Ruf

Anfangs sollten sie ihr jeweiliges Objekt so anschaulich und detailgenau wie möglich beschreiben, anschließend eine wissenschaftliche Dokumentation und einen Katalogtext erstellen sowie ein allgemein verständliches Führungsblatt entwerfen. Ein Semester später erarbeiteten sie sich bei einem Seminar das nötige Basiswissen zu den hellenistischen Skulpturengruppen. Und weil es ihre Ausstellung sein sollte, beschäftigten sie sich auch mit dem Kuratieren, Organisieren, Gestalten, Texten, Layouten und Fotografieren. Wenn nötig, strichen sie nachmittags auch mal die Skulpturensockel.

 

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Warum ist ein Satyr ein besonders interessantes Objekt? Und warum schlägt bei Archäologinnen und Archäologen das Herz höher, wenn bei einem Gipsabguss der Bauchnabel einer Skulptur angedeutet ist? Drei Ausstellungsmacher präsentieren ihre Lieblingsstücke.

Dickmanns Anspruch: „Ich will, dass meine Studierenden schon während ihrer Ausbildung wissenschaftliche Verantwortung übernehmen." Bis auf wenige Ausnahmen werden Entscheidungen nach ausführlicher Diskussion gemeinsam und demokratisch getroffen. Im Rahmen der Förderung ist dies schon die zweite Ausstellung. „Vom Trinken und Bechern. Das antike Gelage im Umbruch" hieß die erste, die im Sommer 2015 stattfand. Damals bestand Dickmanns Team aus sieben Studierenden; bei diesem Durchlauf sind es doppelt so viele. „Das Konzept kam am Institut für Klassische Archäologie sehr gut an. Die jüngeren Semester sind neugierig geworden." Auch weil sie viel selber machen konnten – der Arbeitsaufwand sei jedoch enorm.

Vor allem das Erstellen des Katalogs, der beim ersten Projekt immerhin 340 Seiten stark war, kostete die Studierenden viel Zeit. Nur wegen der paar ECTS-Punkte, die es für die Teilnahme an seiner Veranstaltung gebe, mache das keiner, ist Dickmann überzeugt. Die Studierenden brüteten lange Zeit über den Katalogtexten. Was nicht überzeugte, ging zurück und musste überarbeitet werden. Dreimal, viermal, und wenn es sein muss, auch fünfmal. Das sei für die jungen Menschen nicht immer leicht auszuhalten, sagt der Kurator. Trotzdem blieben sie dabei. „Sie wollten lernen und erwiesen sich als enorm belastbar."

Stephanie Streif

 

Sonderausstellung

Die Ausstellung „Ansichtssache – Antike Skulpturengruppe im Raum“ ist vom 21. Februar bis zum 2. Juli 2017 als Sonderausstellung in der Archäologischen Sammlung zu sehen. Sie befindet sich im Herderbau an der Habsburgerstraße (Zugang zwischen Nummer 114 und 116), 79106 Freiburg. Die Sammlung ist dienstags bis donnerstags von 14 bis 18 Uhr sowie sonntags von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Es besteht die Möglichkeit, an Führungen teilzunehmen. Der Eintritt ist kostenlos.

www.archaeologische-sammlung.uni-freiburg.de