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„Das Französisch des Orients“

Goethe ließ sich von dem Dichter Hafis inspirieren – das ist für den Persischdozenten Shakrokh Raei nicht verwunderlich

Freiburg, 03.05.2018

„Das Französisch des Orients“

Foto: Klaus Polkowski

Dari, Farsi, Tajiki: Kaum eine andere Sprache hat so viele Namen wie Persisch – die Bezeichnungen der Sprachvarianten unterscheiden sich je nach Land, in dem sie gesprochen werden. Oft wird Persisch mit Arabisch verwechselt. Beide Sprachen haben zwar die gleiche Schrift und Schreibrichtung – von rechts nach links –, gehören aber unterschiedlichen Familien an. In einer Serie über selten gelernte Sprachen hat sich Christine Hohlbaum mit dem Dozenten Dr. Shahrokh Raei über die Vorteile und Missverständnisse des Persischen unterhalten.

Der gebürtige Iraner Shahrokh Raei unterrichtet seit 2009 Persisch. Im April 2016 hat er eine Stelle am Orientalischen Seminar der Albert-Ludwigs-Universität übernommen.
Foto: Klaus Polkowski

Herr Raei, warum zählt Persisch zu den selten gelernten Sprachen?

Shahrokh Raei: Der Iran liegt auf einem anderen Kontinent. Durch die geografische Entfernung haben die meisten Freiburger Studierenden keinen Bezug zum Persischen. Wenn man sich Deutschlands internationale Beziehungen anschaut, liegen Spanisch, Französisch oder Portugiesisch deutlich näher. Im Durchschnitt belegen an der Universität Freiburg 15 bis 20 Leute pro Semester Persisch – etwa die Hälfte der Studierenden aus den Islamwissenschaften. So gesehen schneidet die Sprache vom Interesse her gut ab.

Welche Gründe gibt es, Persisch zu lernen?

Eine Sprache ist immer der Ausdruck einer Kultur, in vielerlei Hinsicht sind sie sogar gleichzusetzen. Wer Iranistik studieren und sich mit der iranischen Kultur und Geschichte beschäftigen möchte, muss sich auch mit der Sprache auseinandersetzen. Wenn man sich die Geschichte des Persischen anschaut, erkennt man, dass die Perser im iranischen Hochland ursprünglich Anhänger des Zoroastrismus waren. Erst durch die Islamisierung der Gegend übernahmen sie die Schriftzeichen des Arabischen, obwohl Persisch eine ganze andere Sprache ist. Außerdem enthält die persische Literatur wertvolle Schätze. Goethe war sicher nicht der Einzige, der von den Gedichten Hafis’ fasziniert war.

Welchen Ausdruck sollte jede und jeder kennen?

„Farsi schekar ast“ bedeutet wortwörtlich „Persisch Zucker ist“ oder besser gesagt: „Persisch ist süß wie Zucker.“ Oft höre ich von denjenigen, die Persisch lernen, dass diese Sprache einen sehr angenehmen Klang hat. Vielleicht wird Persisch deswegen manchmal als „Französisch des Orients“ bezeichnet.

Was ist Ihr Lieblingswort?

„Dūst“ wäre ein Lieblingswort von mir. Es bedeutet so viel wie „Partner“, „Busenfreund“ oder „Geliebte“.

Vor welchem „false friend“ müssen sich die Leute im Persischen hüten?

Da muss ich lange nachdenken, weil die Sprachen so unterschiedlich sind. Aber wenn man sich zum Beispiel die Aussprache des Wortes für „Berg“ („kūh“) anhört, könnte eine Deutsch sprechende Person leicht verwirrt sein.

Welchen Ausdruck, den es in Ihrer Sprache gibt, vermissen Sie im Deutschen?

Es gibt tatsächlich eine Begrüßung, die ich im Deutschen sehr vermisse: „Chaste nabaschid!“ Es bedeutet: „Mögen Sie nicht müde sein!“ Das sagt man zu einer Person, die gerade bei der Arbeit ist oder sich körperlich anstrengt.

Mit welchem persischen Wort lässt sich am besten die Universität Freiburg umschreiben?

Ich kann es mit einem Wort zusammenfassen: Pouya! Das heißt „dynamisch“. Die Universität strahlt definitiv eine gewisse Kraft aus.

 

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