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In 800 Wörtern auf den Punkt gebracht

Timon Renz belegte beim „Think-Ordo! Essaywettbewerb“ den ersten Platz

Freiburg, 18.04.2017

In 800 Wörtern auf den Punkt gebracht

Foto: Thomas Kunz

Ist der Ordoliberalismus ein Fluch oder ein Segen für Europa? Mit dieser Frage forderte der Blog „Think Ordo!“ der Universität Freiburg Studierende dazu auf, an einem Essaywettbewerb teilzunehmen. Timon Renz hat mit seinem Beitrag überzeugt: Sein Essay „Ordoliberalismus wie Südeuropa ihn sieht: autoritär und demokratiefeindlich“ hat ihm den ersten Platz eingebracht. Mariella Hutt hat den Studenten der Volkswirtschaftslehre und Politikwissenschaft gefragt, warum es sich lohnt, ein komplexes Thema auf 800 Wörter einzudampfen.


Kurz und prägnant: Timon Renz musste sich beim Schreiben seines Essays über den Ordoliberalismus auf das Wesentliche konzentrieren. Foto: Thomas Kunz

Herr Renz, wie sind Sie auf die Idee gekommen, Ihren Essay über den Ordoliberalismus aus dem Blickwinkel der Südeuropäerinnen und Südeuropäer zu schreiben?

Timon Renz: Ich verfolge den englischsprachigen Journalismus in Südeuropa und was die Zeitungen in Deutschland über die Südeuropäer schreiben. Da fällt auf, wie stark die angeblich so deutsch geprägte Wirtschaftspolitik kritisiert wird – oft haben Griechen, Italiener und Portugiesen nur ein Kopfschütteln für sie übrig. Ich kann aber die Kritik von Südeuropäern, die direkt nach ihrer Ausbildung oder ihrem Studium in die Arbeitslosigkeit fallen, gut nachvollziehen. Die Träume dieser Leute sind geplatzt, und sie stehen schon in jungen Jahren vor dem Nichts.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, am Wettbewerb teilzunehmen?

Auf den Essaywettbewerb bin ich durch das Seminar „Economics Blog“ gestoßen, das ich bei Prof. Dr. Tim Krieger belegt hatte. In der Lehrveranstaltung haben wir Artikel für den Blog „Think Ordo!“ verfasst und aktuelle Themen der Wirtschaftspolitik vorgestellt und diskutiert; so war ich schon etwas im Schreiben drin. Außerdem habe ich die Lehrveranstaltung „Einführung in den Wirtschaftsjournalismus“ besucht, in der ich nützliche Tipps zum Schreiben bekommen habe. Dadurch habe ich mir zugetraut, ein solch komplexes Thema auf den Punkt zu bringen.

Aber das Schreiben gehört ja ohnehin zum Studium dazu.

Das stimmt, aber für Seminararbeiten schreibe ich wissenschaftliche Texte mit vielen Fremdwörtern und verschachtelten Sätzen. Im Kurs habe ich gelernt, kurz, prägnant und so einfach wie möglich zu formulieren. Eine Dozentin hat mal zu uns gesagt: „Auch kluge Leserinnen und Leser haben es verdient, einfache Texte zu lesen.“

Was war das Schwierigste am Verfassen des Beitrags?

Einen Essay zu schreiben ist viel Arbeit, was einem kaum jemand glaubt, weil sich das immer so einfach runter liest. Das Schwierigste ist das Thema: Ordoliberalismus ist keine einheitliche Theorie, sondern eine Vielfalt von Ansätzen, Denkschulen und Ideen. Das alles herunterzubrechen, ist mühevoll. Ich musste beachten, dass ich in einem Text mit maximal 1000 Wörtern nur an der Oberfläche eines Themas kratzen und nicht in die Tiefe gehen kann. Ich musste genau wissen, was ich eigentlich sagen möchte und konnte mich nicht in Formulierungen verlieren.

Was wollen Sie mit dem Essay erreichen?

Unter Studierenden, auch innerhalb der Wirtschaftswissenschaften, ist das Thema Ordoliberalismus nicht gerade das beliebteste. Meist wird es im Studium nur angerissen. Ich will, dass sich die Studierenden in Freiburg mehr damit beschäftigen, denn es ist ein spannendes Konzept. Es wird einfach verkannt, dass der Ordoliberalismus die Möglichkeit bietet, eine zukunftsträchtige Wirtschaftsordnung zu sein – neben der Planwirtschaft und dem Neoliberalismus. Außerdem war es mir wichtig, dass die Leser die Sichtweise der Südeuropäer ein bisschen besser verstehen. Wir belächeln sie oft wegen ihrer Arbeitsmoral oder ihrer Schwarzarbeit und beurteilen die Situation, aus Deutschland heraus, oft falsch.

 

Timon Renzs Essay „Ordoliberalismus wie Südeuropa ihn sieht: autoritär und demokratiefeindlich“

Beiträge im Blog Think Ordo

Wer Lust hat, sich mit dem Thema Ordoliberalismus zu beschäftigen, kann im Sommersemester 2017 an der Ringvorlesung „Der Einfluss des Ordoliberalismus in Europa: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft“ teilnehmen.

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