Artikelaktionen

Sie sind hier: Startseite Online-Magazin lehren & lernen Lehrerbildung gemeinsam gestalten

Lehrerbildung gemeinsam gestalten

Am 16. November 2017 findet eine Tagung des Freiburg Advanced Center of Education statt

Freiburg, 30.10.2017

Lehrerbildung gemeinsam gestalten

Foto: Christian Schwier/Fotolia

Um angehende Lehrkräfte an die sich wandelnde Unterrichtsrealität vorzubereiten, sind Forschung und Weiterbildung unerlässlich: Das Freiburg Advanced Center of Education (FACE), ein Netzwerk zur Lehrerbildung der Albert-Ludwigs-Universität und der Pädagogischen Hochschule Freiburg, will den Austausch zwischen Forschenden und Lehrenden fördern. Bei einer Tagung im November soll es um Entwicklungen in der Bildungswissenschaft gehen. Prof. Dr. Jörg Wittwer und Prof. Dr. Matthias Nückles vom Institut für Erziehungswissenschaft der Universität Freiburg haben sich mit Julia Dannehl über die Herausforderungen des Lehrerberufs unterhalten.

  Foto: Christian Schwier/Fotolia

Herr Wittwer, Herr Nückles, welche Fähigkeiten muss eine gute Lehrerin oder ein guter Lehrer mitbringen?

Jörg Wittwer: Lehrkräfte benötigen Kompetenzen in vielen verschiedenen Bereichen. Einerseits ist natürlich Fachwissen gefordert, sprich: ein Mathelehrer muss etwas von Mathematik verstehen. Daneben sind aber auch Kenntnisse in den Bildungswissenschaften erforderlich, da geht es dann um Unterrichtsgestaltung, effektive Lernstrategien, Klassenführung oder Leistungsbewertung. Außerdem müssen sich Lehrkräfte fachdidaktisches Wissen aneignen, also lernen, wie der Stoff des jeweiligen Fachs vermittelt werden kann, welche Aufgabentypen angebracht sind und so weiter.

Matthias Nückles: Auch Motivation und Interesse sind von Bedeutung. Lehrerinnen und Lehrer sind erfahrungsgemäß dann am erfolgreichsten, wenn sie ihren Beruf mögen und eine Begeisterung für das Vermitteln ihres Fachs spürbar wird. Außerdem haben Lehrkräfte auch erzieherische Aufgaben. Schulen haben schließlich auch den Auftrag, die Persönlichkeitsentwicklung der Schülerinnen und Schüler zu fördern.

 „Lehrerinnen und Lehrer sind erfahrungsgemäß dann am erfolgreichsten, wenn sie ihren Beruf mögen und eine Begeisterung für das Vermitteln ihres Fachs spürbar wird“, sagt Matthias Nückles.
Foto: Thomas Kunz

Inwiefern kann ein Hochschulstudium überhaupt auf den Schulalltag vorbereiten?

Wittwer: Die Hochschule verspricht nicht, dass die Studierenden nach dem Studium fertige Lehrerinnen und Lehrer sind. Hierzu sind viele Jahre Berufserfahrung notwendig. Vielmehr werden grundlegende Theorien, Konzepte und Ansätze vermittelt, die die Studierenden auf die Anforderungen des Berufs vorbereiten sollen. Sie lernen unter anderem, den Schulalltag aus der wissenschaftlichen Perspektive wahrzunehmen. Dies ermöglicht es ihnen später im Beruf, ihr eigenes Handeln und ihren Unterricht zu reflektieren und zu hinterfragen. Diese ständige Reflexion und das stetige Arbeiten an sich selbst sind unerlässlich, um ein guter Lehrer zu sein.

„Die Hochschule verspricht nicht, dass die Studierenden nach dem Studium fertige Lehrerinnen und Lehrer sind. Hierzu sind viele Jahre Berufserfahrung notwendig“, sagt Jörg Wittwer.
Foto: Thomas Kunz

Haben sich die Anforderungen an Lehrkräfte in den vergangenen Jahren verändert?

Wittwer: Zum einen hat die Kompetenzorientierung in den Schulen Einzug gehalten. Es wird nicht länger reines Fachwissen vermittelt, sondern die Schüler sollen mit komplexen Fähigkeiten ausgestattet werden, die sie dazu befähigen, selbst Probleme zu lösen. Im Fremdsprachenunterricht beispielsweise werden grammatische Phänomene nicht mehr isoliert in schriftlichen Aufgaben erlernt, sondern direkt in einen lebensnahen Kontext eingebettet. Die Schüler lernen, über sich und ihr Leben zu sprechen und zum Beispiel Präsentationen zu halten. Das zu können, kann im Alltag sinnvoll sein. Die Anwendung ist in den Fokus gerückt. Außerdem spielen die so genannten neuen Medien eine große Rolle im Unterricht, das Internet ist aus dem Schulalltag nicht mehr wegzudenken.

Nückles: Hinzu kommt, dass die Schülerschaft in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich heterogener geworden ist. Immer mehr Menschen streben eine Hochschulzugangsberechtigung an. Außerdem ist Inklusion als Ziel stärker in den Fokus gerückt. Das bedeutet, dass Lehrkräfte in der Lage sein müssen, Unterricht so zu gestalten, dass er den unterschiedlichen Bedürfnissen, etwa bei Lernschwächen oder Handicaps, gerecht wird.

Was erwartet die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bei der Tagung?

Nückles: Oft halten wissenschaftliche Erkenntnisse erst mit einiger Verzögerung in die Praxis an den Schulen Einzug. Die Tagung bietet die Möglichkeit, sich über die aktuelle Forschung zu informieren und neue Impulse zu bekommen. Das Kompetenznetzwerk FACE und seine Teilprojekte werden sich vorstellen. Es wird einen Vortrag zum Thema Inklusion in den Fachdidaktiken geben und einen Vortrag zur Nutzung von Bildungsforschung in der Unterrichtspraxis. In der Podiumsdiskussion wird es um die Frage gehen, was gute Lehrerbildung ausmacht. Teilnehmen werden Praktikerinnen und Praktiker aus Freiburger Schulen, dem Seminar für Lehrerbildung und Forschende der Hochschulen. Somit kommen Wissenschaft und Praxis zusammen, und es werden Erfahrungen und Ideen ausgetauscht.

 

Zur Tagung anmelden

Die Tagung „Face to FACE – Lehrerbildung gemeinsam gestalten“ findet am 16. November 2017 in der Aula der Albert-Ludwigs-Universität, Kollegiengebäude I, 1. Obergschoss statt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen, es wird keine Tagungsgebühr erhoben. Die Vortragssprache ist Deutsch. Um Anmeldung bis zum 6. November 2017 wird gebeten.

Tagungsprogramm

www.face-freiburg.de