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Von kleinen Spatzen und richtigen Tönen

Li Guo schätzt die Kraft der Bilder, die ihre Muttersprache Chinesisch ausmachen

Freiburg, 26.04.2018

Von kleinen Spatzen und richtigen Tönen

Foto: Klaus Polkowski

Mehr als 1,3 Milliarden Menschen weltweit sprechen Chinesisch – 955 Millionen davon als Muttersprache. Chinesisch ist als eine der fünf Weltsprachen eingestuft, wird am Sprachlehrinstitut der Universität Freiburg jedoch selten belegt. Liegt es am Schwierigkeitsgrad? In einer Serie über selten gelernte Sprachen hat sich Christine Hohlbaum mit der Dozentin Li Guo über die Vorteile und Missverständnisse von der meistgesprochenen Sprache der Welt unterhalten.


1991 kam die Pekingerin Li Guo nach Freiburg, um Deutsch zu lernen. Seit 1995 unterrichtet sie Chinesisch – zuerst an der Volkshochschule. Zwei Jahre später bekam sie einen Lehrauftrag an der Albert-Ludwigs-Universität. Foto: Klaus Polkowski

Frau Guo, warum zählt Chinesisch zu den selten gelernten Sprachen?

Li Guo: Es liegt vielleicht daran, dass man eine bestimmte Vorstellung vom Chinesischen hat. Es wirkt befremdlich, da es eine Bildsprache ist. Aber im Grunde bestehen die  chinesischen Schriftzeichen lediglich aus fünf unterschiedlichen Arten von Strichen. Ein Gelehrter beherrscht vielleicht 6.000 Zeichen, ein Schüler etwa die Hälfte. Deutsch hat nur 26 Buchstaben, aber die mögliche Zusammensetzung der Buchstaben ist unendlich. Genauso ist es auch im Chinesischen.

Welche Gründe gibt es, Chinesisch zu lernen?

Die Sprache ist ein Kulturträger. Wenn man die Sprache eines Landes lernt, erwirbt man nicht nur ein Kommunikationsmittel, sondern auch Fertigkeiten, um die Mentalität des Landes besser zu verstehen und sie sich vielleicht auch ein stückweit anzueignen. Zum Beispiel gibt es im Chinesischen kein „ja“ oder „nein“. Eine Bejahung oder Verneinung wird durch einen Satz betont: „Wollen Sie essen?“ Wenn man „ja“ meint, sagt man „essen“. Wenn man „nein“ meint, sagt man „nicht essen“.

Welchen Ausdruck sollte jede und jeder kennen?

Standardwörter wie „Hallo“ (Nǐ hǎo), „danke“ (xièxiè), oder „Tschüss“ (zàijiàn) sind immer gut auf Lager zu haben.

Was ist Ihr Lieblingswort?

„Frieden“ (héping) und „Harmonie“ (hémù) sind zwei meiner Lieblingswörter. Dazu kommen auch „Freiheit“ (zìyóu) und „Gerechtigkeit“ (gōngzhèng).

Vor welchem „false friend“ müssen sich die Leute im Chinesischen hüten?

Chinesisch ist nicht nur eine Bildsprache. Die Bedeutung eines Worts hängt auch viel von der Betonung ab. Zum Beispiel sagt man mā für „Mutter“, aber má für „taub“. Mă heißt „Pferd“ und mà heißt „schimpfen“. Meistens sorgen die Adjektive und der Kontext dafür, dass es zu keinem Missverständnis kommt.

Welchen Ausdruck, den es in Ihrer Sprache gibt, vermissen Sie im Deutschen?

Der Begriff yuánfèn ist ein tolles Wort. Als Übersetzerin ringe ich manchmal mit der genauen Entsprechung auf Deutsch. Es heißt so viel wie „göttliche Fügung“, aber in einem bestimmten Zusammenhang mit menschlichen Beziehungen.

Mit welchem chinesischen Wort lässt sich am besten die Universität Freiburg umschreiben?

Es gibt ein chinesisches Sprichwort: „Der Spatz ist zwar klein, hat aber alles.“ (Máquè suī xiǎo wǔzàng jùquán). So würde ich die Universität beschreiben. Mit 11 Fakultäten und 18 wissenschaftliche Zentren bietet sie so viel an. Zehn Prozent der Stadtbevölkerung bestehen aus Studierenden. Das ist eine feine Sache.

Sprachlehrinstitut

Das Sprachlehrinstitut (SLI) der Universität Freiburg bietet mehr als 20 Sprachen an. Die Kurse stehen allen Studierenden, Bediensteten und Gästen der Universität sowie der interessierten Öffentlichkeit offen.

Kursangebot und Anmeldung