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Ein Scout für die internationale Wissenschaft

Im Auftrag der Alexander von Humboldt-Stiftung ermöglicht Johanna Pink Forschenden aus dem Ausland ein Stipendium an der Universität Freiburg

Freiburg, 16.02.2021

Auf der Suche nach Talenten: Die Freiburger Islamwissenschaftlerin Professor Dr. Johanna Pink ist eine von insgesamt 33 Scouts in Deutschland, die im Rahmen des neuen Henriette Herz-Scouting-Programms der Alexander von Humboldt-Stiftung den internationalen Austausch zwischen Akademikerinnen und Akademikern fördern sollen. Pink kann in den nächsten drei Jahren bis zu drei Forschende aus dem Ausland für ein Stipendium an der Albert-Ludwigs-Universität vorschlagen. Die Auserwählten erhalten dieses direkt nach der Prüfung der formalen Voraussetzungen – ohne ein weiteres Auswahlverfahren. Franziska Becker hat die Freiburger Forscherin gefragt, warum sie sich in diesem Programm engagiert.

Johanna Pink sieht die Kollegen ihres Forschungsgebiets meistens nur auf internationalen Konferenzen – sie freut sich darauf, Forschende nach Freiburg einzuladen, die zu ähnlichen Themen arbeiten. Foto: Jürgen Gocke

Frau Pink, Sie sind im Namen des bekannten Forschungsreisenden Alexander von Humboldt unterwegs. Fühlen Sie sich als Wissenschaftsentdeckerin?

Johanna Pink: Ich vergleiche das eher mit einem Scout beim Fußball oder einem anderen Profisport: Ich suche nach bisher unentdeckten Talenten im Auftrag der Stiftung.

Worum geht es im Henriette Herz-Scouting-Programm?

Die Humboldt-Stiftung hat erkannt, dass sie in bestimmten Ländern nicht so viele hervorragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler rekrutiert wie in anderen. Die mit Abstand größte Gruppe unter den Stipendiatinnen und Stipendiaten sowie den Preisträgerinnen und Preisträgern kommt aus Nordamerika und Westeuropa. Regionen aus dem globalen Süden sind unterrepräsentiert. Da es für diese Länder aber ein eigenes Stipendienprogramm gibt, liegt die Vermutung nahe, dass das Angebot dort wenig bekannt ist oder dass das Bewerbungsverfahren vielleicht abschreckend wirkt. Darüber hinaus ist der Frauenanteil unter den Stipendiaten bisher zu gering. Die erste Person, die ich scoute, muss daher eine Frau sein. Die Humboldt-Stiftung hat die Hoffnung, dass es den Scouts leichter fällt, gezielt Personen anzusprechen, die den Förderkriterien entsprechen. Dazu gehört zum Beispiel, dass ihre Promotion höchstens zwölf Jahre her sein darf.

Warum haben Sie sich als Scout beworben?

Als ich die Ausschreibung gelesen habe, dachte ich sofort: Ich bin in der idealen Situation, die Wissenschaftler zu finden, die die Humboldt-Stiftung fördern möchte, denn ich forsche in Ländern, aus denen Stipendiaten gesucht werden. Das Scouting stärkt und vergrößert außerdem mein internationales Netzwerk. Ich arbeite alltäglich mit Menschen, die sich in vielen unterschiedlichen Ländern befinden. Jetzt habe ich die Möglichkeit, mit ihnen in Deutschland zusammenzuarbeiten. Das ist für mich sehr attraktiv.

Wie sieht Ihre Arbeit als Scout aus?

Alles beginnt mit der Identifizierung der richtigen Personen: Es muss jemand sein, die oder der inhaltlich so nah an meiner Arbeit ist, dass wir voneinander profitieren würden, wenn die Person hier wäre. Darüber hinaus muss die Kollegin oder der Kollege bereits bedeutende Beiträge zum Fach veröffentlicht haben und deutlich überdurchschnittlich in der Forschung engagiert sein – gemessen an den Maßstäben des jeweiligen Landes. Kurzum, die Person müsste sich auch im normalen Humboldt-Verfahren durchsetzen können.

Haben Sie schon jemanden im Auge, den Sie fördern möchten?

Momentan bin ich mit zwei jungen Wissenschaftlerinnen im Gespräch, die ich nominieren möchte. In den nächsten drei Jahren kann ich insgesamt drei Personen einladen, die jeweils bis zu zwei Jahre an der Universität Freiburg bleiben dürfen. Leider habe ich aber auch festgestellt, dass es bei der Auswahl der Kandidatinnen und Kandidaten durchaus Zielkonflikte geben kann: Ich habe beispielsweise sehr gute Netzwerke in Indonesien, aber dort gibt es momentan kaum promovierte Frauen in meinem Forschungsgebiet. Diejenigen, die infrage kämen, können nicht gut genug Englisch. Deswegen habe ich meine internationalen Kollegen, zum Beispiel Postdocs und Promovierende, um Empfehlungen und Vorschläge gebeten.

Welche Rolle spielt die Zusammenarbeit mit internationalen Kollegen für Sie?

Ich habe hier vor Ort niemanden, der in meinem engeren thematischen Bereich arbeitet, da ich in einem kleinen Fach und an einem kleinen Institut tätig bin. Zusätzlich dreht sich meine Forschung um transregionale und globale Fragen. Vor allem beschäftige ich mich mit muslimischer Koranexegese und der Koranübersetzung in mehreren Sprachräumen. Da komme ich nicht weiter, wenn ich nicht die Zusammenarbeit mit den Leuten in den jeweiligen Regionen suche.

Was bedeutet Ihr Engagement für die Universität Freiburg?

Die Humboldt-Stiftung ist der Hauptgeldgeber bei internationalen wissenschaftlichen Kooperationen. Vor dem Hintergrund der Internationalisierungsstrategie der Universität Freiburg ist sie also ein extrem wichtiger Partner. Durch meine Teilnahme am Scouting-Programm werden wir auch sichtbarer: In dieser ersten Auswahlrunde der Scouts bin ich die einzige Professorin aus Freiburg, manche andere Universitäten in Deutschland sind gar nicht repräsentiert.

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